Sachverhalt:
Am Stadtwald zwischen Grünhufer Bogen und Barther Straße gelegen, präsentiert der Zoo Stralsund eine große biologische Vielfalt in einer botanisch abwechslungsreichen Parkland-schaft. Rund um die Mahnkesche Mühle und das Ackerbürgerhaus werden ca. 1.000 Tiere in über 150 Arten gehalten, darunter exotische Wildtiere und seltene Haustierrassen.

 

Viele Stralsunder und Stralsunderinnen haben in der sechzigjährigen Geschichte des Zoos aktiv geholfen, ihren Zoo mit aufzubauen. Seit seiner Gründung im Jahr 1959 wurde er mit städtischen Mitteln, Spenden, Fördermitteln und in Eigenleistung schrittweise ausgebaut und erweitert. Zu den jüngeren Veränderungen zählen unter anderem die durch die Stralsunder Werkstätten deutlich verbesserte Gastronomie mit dem Bistro „Delikater“, der Bauerngarten rund um die translozierte Mühle, die eingeführte Flugshow, der „Garten für alle“, der Energielehrpfad, die Afrika-Voliere, der 2016 eröffnete Spielplatz an der Festwiese.

 

Mit der zunehmenden Besuchernachfrage (2020: 140.000 Besucher/innen) und den steigenden rechtlichen Anforderungen gelangt der Zoo derzeit mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln in bestimmten Bereichen infrastrukturell und organisatorisch an seine Grenzen. Es bestehen beispielsweise Defizite in den Bereichen Wegesituation, Gehege-Gestaltung, Gebäudebestand, WCs sowie Marketing.

 

Um eine zielgerichtete Weiterentwicklung des Zoos unter Beibehaltung von Bewährtem zu ermöglichen, wurde durch die Verwaltung die Erarbeitung eines Masterplans beauftragt. Als Entwicklungskonzept für die kommenden 10 Jahre angelegt, soll er helfen, den Zoo Stralsund weiter zu profilieren und zu einem ganzjährig aktiven Naturschutzzentrum zu machen, das seinen Beitrag zur Erhaltung der Arten in einem modernisierten Umfeld verantwortungsvoll und professionell leistet. Der Masterplan stellt die Grundlage für künftige Planungen und Vorhaben sowie deren Finanzierung dar.

 

Die Erstellung des Masterplans war getragen von folgenden Vorstellungen:

§  Angemessene Präsentation und Ausrichtung des Tierbestandes bei Einhaltung der gesetzlichen Normen

§  Attraktivitätssteigerung durch eine Erweiterung des Angebotes: Etablierung eines wetterunabhängigen Ganzjahresangebots und einer der gestiegenen Nachfrage angepassten Gastronomie

§  Besuchergewinnung und -bindung

§  Erweiterung der Besuchszeiten in die Herbst- und Wintersaison

§  Optimierung von Umweltbildung und Zoopädagogik

§  Etablierung als attraktiver Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb

§  Ertüchtigung der baulichen Infrastruktur

 

Begleitet von der Stadterneuerungsgesellschaft Stralsund mbH und unterstützt vom Planungsbüro Tiergartengestaltung Wiesenthal hat der Zoo Stralsund in den vergangenen zwölf Monaten in Zusammenarbeit mit den Fachämtern und unter Einbeziehung des Fördervereins „Zoofreunde Stralsund e.V.“, der Stralsunder Werkstätten und weiterer Kooperationspartner das vorliegende Entwicklungskonzept erarbeitet. In der Sitzung am 09.12.2020 wurde im Ausschuss für Kultur der Bürgerschaft über den Arbeitsstand informiert.

 

Zur Beschlussfassung liegt nunmehr ein mit konkreten Maßnahmen untersetztes Entwicklungskonzept für die Kultur-, Freizeit- und Bildungseinrichtung vor. Der Masterplan zeigt die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung des Zoos Stralsund unter tiergärtnerischen, didaktischen, rechtlichen, ökonomischen und ökologischen Aspekten auf. Die verschiedenen Aufgaben sowie komplexen Anforderungen an heutige moderne Zoos sind ebenso dargestellt wie die Potenziale, die der Zoo Stralsund in touristischer und somit auch wirtschaftlicher Hinsicht nutzen kann. Der Masterplan gibt Aufschluss darüber, wie sich der Zoo Stralsund als wissenschaftlich geführter Tiergarten im überregionalen Umfeld positionieren kann. Deutlich wird, wo bauliche und infrastrukturelle Eingriffe und personelle Anpassungen im Zoo notwendig sind.

 

Der Masterplan thematisiert neben Erscheinungsbild, öffentlicher Wahrnehmung, Wirtschaftlichkeit auch die aktuelle Rechtslage. Insbesondere die Tierbestands- und Gehege-Analyse zeigt einen nachvollziehbaren Handlungsbedarf im Sinne einer modernen tiergärtnerischen Weiterentwicklung auf.

Das modifizierte Leitthema "Vom Bauernhof in die Wildnis" bestätigt die bisherige Ausrichtung und findet eine konzeptionelle Ergänzung im Ansatz des „Zoos der wilden Pfade“. Auf dieses neue Leitthema sind Tierbestand, bauliche Investitionen, Umweltbildung und Marketing künftig ausgerichtet.

 

Mit den Aussagen im Masterplan und den darin vorgeschlagenen Maßnahmen unterstreicht der Zoo seine Rolle als Kultur-, Freizeit- und Bildungseinrichtung der Hansestadt Stralsund mit hoher touristischer Bedeutung. Als Ort der Erholung, der Begegnung, des Austauschs und der Bildung kann er künftig weitere Besucherinnen und Besucher mit seinem attraktiven Angebot gewinnen und binden.

 


Beschlussvorschlag:

Die Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund beschließt:

Die Bürgerschaft bekennt sich zur künftigen Ausrichtung und Weiterentwicklung des Zoos Stralsund und beschließt den Masterplan als Arbeitsgrundlage für die Verwaltung.

 


Lösungsvorschlag:
Das überregionale Freizeit- und Bildungsangebot des Zoos Stralsund ist weiter auszubauen und der Status als größter Zoo Vorpommerns zu stärken. Die Umweltbildung ist im Verbund mit den Aufgaben des Arten- und Naturschutzes Kernaufgabe. Dem Umweltbildungsanspruch entsprechend, der im Land Mecklenburg-Vorpommern auch im Anspruch an einen sanften Tourismus begründet ist, steht die Präsentation der Natur mit dem Schwerpunkt Zoologie und Botanik im Zoo Stralsund im Mittelpunkt und macht deren Schutzbedürfnis für ein breites Publikum sichtbar.

 

Um die Modernisierung und Zukunftsfähigkeit des Zoos Stralsund sicherzustellen, ist das Angebot im Rahmen des vorliegenden Masterplans den gesetzlichen Erfordernissen und geänderten Nachfragebedingungen des Publikums, finanziell abgesichert, anzupassen.

Im Masterplan vorgeschlagen wird ein Maßnahmenmix aus Sanierung, Investition und Angebotserweiterung, für den nach heutigem Kenntnisstand verteilt auf die nächsten zehn Jahre ein Investitionsvolumen von rund 25,9 Millionen Euro veranschlagt wird.

 

Die Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund bekennt sich mit ihrem Beschluss zur Ausrichtung des Zoos Stralsund gemäß Masterplan in Anlage 1 und stellt auf diese Weise sicher, dass sowohl der Nachfragesituation als auch den administrativen und gesetzlichen Anforderungen in Zukunft angemessen Rechnung getragen werden kann. Nach fünf Jahren ist der Masterplan einem Monitoring zu unterziehen.

Erste Maßnahmen werden derzeit vorbereitet. Hierzu zählen der Bau einer Schaufutterküche und die Umgestaltung des südwestlichen Zoobereichs zu einer Australienanlage „Traumpfad“ mit Indoorspielbereichen und Themen-Gastronomie-Neubau.

 

Weitere im Masterplan beschriebene Vorhaben sind (auszugsweise):

§  Baumkronenpfad „Himmelsschneise“ im Waldbereich am Grünhufer Bogen

§  Café/Imbissangebot an der Mühle

§  Anlage eines künstlichen Wasserlaufs mit Wasserspielplatz im Bereich des Mühlgrabens

§  Ponyhof mit Kutschenremise

§  Sanierung des Verwaltungsgebäudes an der Barther Straße als neue Zooschule

§  verbesserte Wegeführung (Rundgang) und barrierefreier Ausbau des Wegenetzes

§  Änderungen im Tierbestand (Abgänge und Zugänge)

§  Umwidmung eines Teils des Wirtschaftshofs zur Erweiterung als Kaukasus-Anlage

 


Alternativen:

Die Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund stimmt der Entwicklung gemäß dem Masterplan Zoo nicht zu. Damit wäre die grundlegende Ausrichtung des Zoos nach den im Masterplan formulierten Zielen nicht bestätigt. Es fehlt das für Förderungen von Bund und Land vorausgesetzte Entwicklungskonzept.