Einreicher: CDU/FDP-Fraktion, Fraktion Bürger für Stralsund
Beschlussvorschlag:
Die Bürgerschaft
der Hansestadt Stralsund beschließt:
Satz 1 der Vorlage
AN 0059/2017 wird durch folgenden Text ersetzt:
„I. Der Oberbürgermeister
wird beauftragt,
1. sich mit der Projektgesellschaft Nord Stream
2 AG, der Landesregierung, dem Landrat sowie der Planfeststellungs- und
Genehmigungsbehörde in Verbindung zu setzen mit dem Ziel, dass die
Renaturierung der Stralsunder Stadtteiche als Kompensationsmaßnahme für den Bau
der Erdgaspipeline Nord Stream 2 erfolgen kann.
2. die Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG,
die Landesregierung, den Landrat sowie die Planfeststellungs- und
Genehmigungsbehörde unverzüglich über die Beschlussfassung dieses Antrages zu
informieren.“
II. Die Bürgerschaft lehnt die Umwandlung
von wertvollem Ackerland in dauerhaft als Anbaufläche nicht bewirtschaftbare
sog. „naturnahe Wiesen und Weiden“ als Kompensationsmaßnahme für Nord Stream 2
ab.
III. Die Bürgerschaft der Hansestadt
Stralsund setzt sich für den Erhalt der kommunalen Stiftungen und ihres
Grundstockvermögens im Einklang mit der Stiftungssatzung und dem geltenden
Recht ein. Eine Verwendung von Flächen der Brunst-Weber-Stiftung für den
Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft im Wege eines
Landschaftspflegerischen Begleitplanes zugunsten der Nord Stream 2 AG wird die
Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund daher nicht genehmigen.
Begründung: An den Bau der Erdgaspipeline „Nord Stream
2“ sind Kompensationsmaßnahmen als strenge Umweltauflagen geknüpft. Die
Projektgesellschaft Nord Stream 2 AG beabsichtigt hierzu auf der Insel Rügen
rund 1.000 ha Ackerflächen in „naturnahe Wiesen und Weiden“ umzuwandeln. Die
Eigentümer der Ackerflächen sollen auf Dauer von 25 Jahren eine Entschädigung
erhalten. Nach Ablauf dieser Zeit werden die Flächen voraussichtlich aber nicht
wieder in Ackerland verwandelt werden können.
Durch die
Kompensationsmaßnahme wird also wertvoller Ackerboden – entgegen der §§ 1 Abs.
6, 15 Abs. 3 Bundesnaturschutzgesetz - dauerhaft der Nutzung durch den Menschen
entzogen. In Zeiten von immer knapper werdenden Anbauflächen bei gleichzeitig
steigender Nahrungsmittelnachfrage widerspricht dies nachhaltigem Handeln.
Sowohl aus Sicht
der Landwirte als auch aus Sicht der Hansestadt Stralsund ist die Umwandlung in
später als Anbaufläche nicht bewirtschaftbare „naturnahe Wiesen und Weiden“
abzulehnen. Teile der in Frage kommenden Flächen gehören der kommunalen
Brunst-Weber-Stiftung. Die "Brunst-Weber-Stiftung" nimmt in der
sozialen Betreuung der Stralsunder Bürger, ihre Versorgung mit verbilligtem
Wohnraum, als kommunale, öffentlich-rechtliche Stiftung Aufgaben wahr. Daher
sind auch die Stralsunder Interessen durch die geplanten Kompensationsmaßnahmen
betroffen.
Das Ziel, den
Nährstoffeintrag in den Greifswalder Bodden zu reduzieren, kann auch durch die
Renaturierung der Stralsunder Stadtteiche erfolgen. Die Stadtteiche stehen in
direktem Wasseraustausch mit dem Strelasund und sind über diesen mit dem
Greifswalder Bodden verbunden. Gegenüber anderen Alternativen, wie dem Saaler
Bodden oder dem Polder Bargischow spricht für die Maßnahme „Renaturierung
Stralsunder Stadtteiche“ die räumliche Nähe und ein größerer Einfluss auf die
Reduzierung des Nährstoffeintrages in den Greifswalder Bodden.
In den
Informationen zu den Ausgleichsmaßnahmen vom 10.03.2017 beschreibt die Nord
Stream 2 AG ihre Handlungsziele wie folgt: „Die Nord Stream AG nimmt ihre
Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt ernst und hat sich zum Ziel
gesetzt, reale Ausgleichs- oder Ersatzmaßnahmen mit einem langfristigen
Mehrwert für Umwelt, Region und Bevölkerung zu schaffen.“ Die geplante
Umwandlung der Ackerflächen widerspricht diesen Zielen, denn sie entzieht in
Zeiten knapper werdender Anbauflächen wertvolle Ackerböden dauerhaft und
gefährdet damit die Existenz der Agrarbetriebe und damit Arbeitsplätze. Dies
ist nicht zum Vorteil der Region.
Die vorgeschlagene
Renaturierung der Stralsunder Stadtteiche entspricht hingegen diesen Handlungszielen
der Nord Stream 2 AG, denn sie dient einerseits dem Ausgleich der marinen
Eingriffe in der Natur, reduziert den Nährstoffeintrag in den Greifswalder
Bodden und nützt der Bevölkerung und der Region indem die Stadtteiche in ihrer
Funktion als „grüne Lunge“ der Hansestadt und als Erholungsgebiet deutlich
gestärkt werden.
Dr. Ronald Zabel Michael Philippen
Fraktionsvorsitzender Fraktionsvorsitzender
CDU/FDP-Fraktion Fraktion Bürger für Stralsund