Herr Hofmann begrüßt Frau Fabienne Lüth und bittet um Vorstellung des geplanten Kinder- und Jugendcampuses in Stralsund.

 

Frau Lüth präsentiert das Vorhaben anhand einer Präsentation, welche in der Anlage beigefügt ist. Die unseKindergGmbH entstand 2020 aus einer Initiative von Eltern, pädagogischen und psychologischen Fachkräften sowie Vertretern von Hochschulen. Ziel ist die Etablierung eines innovativen und inklusiven Begegnungs- und Lernortes. Der Kinder- und Jugendcampus soll eine Kita, eine integrative Gesamtschule mit Grundschule, Hort und gymnasiale Oberstufe umfassen. In Kooperation mit der Universität Greifswald und dem Haus Löwenherz der Helios Kliniken soll das Familienklassenzimmer etabliert werden. Es handelt sich um ein ganztägiges Konzept. Die traditionelle jahrgangsgebundene Klassenstruktur wird gebrochen, indem jahrgangsvermischt unterrichtet wird. In diesen Klassen werden Kinder mit Forder- sowie Förderbedarf zusammengeführt.

 

Die Eröffnung soll im Sommer 2022, zum Beginn des Schuljahres 2022/2023, stattfinden. Die Kita wird aktuell mit 40 Kindern geplant und die Schule wird in der Endausbaustufe 240 Kinder umfassen. Der Hort ist mit 120 Kindern beabsichtigt.

 

Der fachliche Beirat tagt alle 8 Wochen und setzt sich aus Vertretern der Universität Greifswald, der Hochschule Neubrandenburg, Haus Löwenherz, Herrn Röser und Herrn Peters und weiteren Experten zusammen. Im Lernplan wird fächerübergreifend und in Projekten gearbeitet.

 

Digitales und handwerkliches Arbeiten wird kombiniert. Offener Mittagstisch, Workshops, freie Nachhilfestunden etc. dienen dem Gemeinwohl. Das Grundstück soll in Containerbauweise, wenn möglich mit eigener Energiegewinnung, bebaut werden. Ein Schulgarten soll den Kindern die Nähe zur Natur beibringen.

Frau Lüth teilt mit, dass 70 Prozent der heutigen Grundschüler Berufe ergreifen werden, die es heute noch nicht gibt. Individualisierung von Lernprozessen und wöchentliches 1 zu 1 Lerncoaching werden als sehr wertvoll empfunden, um diese Kinder auf Ihre Zukunft vorzubereiten. Über- und Unterforderung soll durch individuelle Verweildauer von 2 bis 4 Jahren in den einzelnen Klassenstufen vermieden werden. 3 Klassenstufen werden zusammengeführt. Auf Selbstüberprüfung statt Notendruck wird Wert gelegt, um ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln. Ein multiprofessionelles Team an Pädagogen unterstützt sich gegenseitig bei der Betreuung der Kinder.

 

Frau Lüth merkt an, dass ein Schulgeld erhoben wird. Der Betrag ist abhängig vom Einkommen der Familie, eine Härtefallregelung ist angedacht. Hintergrund ist, dass die Schule sich die ersten 3 Jahre komplett selbst finanzieren muss. Die Personalkosten für die ersten 3 Jahre liegen bei ca. 750.000 EUR.

 

Aus einem Querschnitt der Anmeldungen sind 73 Prozent der Kinder ohne akademischen Hintergrund und 20 Prozent der Kinder mit diagnostiziertem Förderbedarf.

 

Laut Frau Lüth ist die größte Herausforderung die Finanzierung. Bei der Kita und dem Hort wird der laufende Betrieb über das KiföG verhandelt. Durch einen zweistufigen Bau können mit einem Startgebäude die Kita- und Schülerzahlen für 4 Jahre abgedeckt werden. Der Bau wird mit 2,86 Mio. EUR kalkuliert. 2026 soll die zweite Baustufe erfolgen. Insgesamt wird mit 5 bis 6 Mio. EUR für den Gesamtbau kalkuliert. Als neuer Träger stehen keine Fördermittel zur Verfügung.

Zusammenfassend geht Frau Lüth darauf ein, dass sie mit anderen staatlichen und freien Schulen und Trägern in den Austausch gehen und Wissenstransfer herstellen, um voneinander zu lernen. Sie hofft auf finanzielle Unterstützung von verschiedenen Stiftungen.

 

Herr Buxbaum merkt an, dass er die Vorstellung dieses Projektes dem Beschluss des Bebauungsplanes vorgezogen hätte.

 

Herr Hofmann äußert dazu, dass die Vorstellung des Projektes schon mal in Anrede war, jedoch Termine verschoben werden mussten.

 

Frau Wunderlich, Mitarbeiterin des Amt 60 Planung und Bau, teilt mit, dass die Schule bereits nächstes Jahr die ersten Klassen begrüßen möchte und ein reguläres Bebauungsplanverfahren 2 Jahre andauert. Aus diesem Grund wurde beschlossen, im nächsten Ausschuss für Bau, Umwelt, Klimaschutz und Stadtentwicklung den Aufstellungsbeschluss einzubringen. Es war ein Entgegenkommen gegenüber dem Träger, den Prozess anzustoßen.

 

Frau Carstensen gibt ein Statement zum Projekt ab. Das Konzept ist innovativ und modern. Die Kinder stehen im Mittelpunkt, weshalb mehr Lehrkräfte benötigt werden. Sie erfragt, wer den Verein gegründet hat, wie sie auf den Standort Stralsund gekommen sind und ob es ein Vorbild gibt.

 

Frau Lüth antwortet darauf, dass erfahrene Erzieher und Lehrer sowie das Haus Löwenherz an der Gründung des Vereins beteiligt waren. Als Vorbilder dienten Einrichtungen in ganz Deutschland. Eine Lernfamilie besteht aus 30 Kindern mit 2,5 Pädagogen.

 

Frau Danter teilt mit, dass sie das Konzept für sehr durchdacht und fundiert hält. Sie sieht jedoch 2,5 Pädagogen für 30 Kinder als zu wenig an. Sie stellt die Frage, ob es auch Integrationshelfer für die Kinder gibt.

 

Frau Lüth erläutert, dass sie bezüglich der Integrationselfer mit den Eltern, dem VSP und dem Jugendamt in enger Abstimmung stehen, um für die Kinder eine sehr gute Lösung zu finden. Die Kinder werden in den Jahrgangsmischungen von den Pädagogen in kleineren Gruppen betreut und unterstützen sich gegenseitig.

 

Frau Danter äußert, dass Räume benötigt werden, die diese Konstellation zulassen. Sie möchte wissen, wieviel Kinder zum Start des Projektes in einer Lernfamilie sind.

 

Frau Lüth antwortet, dass sie in den ersten Jahren mit 18 Kindern in einer Lernfamilie starten werden. Sie ist erfreut über den Vertrauensvorschuss der Familien für das Projekt.

 

Frau Corinth stellt die Frage, ob eine so große Anzahl an Sonderpädagogen zu finden ist. Frau Lüth teilt dazu mit, dass viele Bewerbungen vorliegen. Durch ihr Netzwerk traten sie auch sehr früh mit den Absolventen der Universitäten und Hochschulen in Kontakt.

 

Herr Buxbaum weist darauf hin, dass der Stadtteil durch Neubaugebiete geprägt ist, was auch eine bestimmte soziale Struktur beinhaltet. Das einkommensabhängige Schulgeld findet er gut. Bei Klassenfahrten haben Familien, welche sozial benachteiligt sind, einen doppelten Nachteil. Er fragt, wie man diese Differenzen ausgleichen kann und ob es Finanzierungsmöglichkeiten gibt. Außerdem stellt er die Frage, wie die Bezahlung der Pädagogen angedacht ist.

 

Frau Lüth erläutert, dass im Businessplan eine Bezahlung nach Tarif minus 100 EUR kalkuliert wird. Diese 100 EUR werden als betriebliche Altersvorsorge für die Arbeitnehmer angelegt. Es besteht guter Kontakt mit der freien Schule Dettmannsdorf. Im Elterngeld sind Klassenfahrten und ähnliches einkalkuliert. Es gibt ein freies Frühstück in der Schule. Elternstunden in der Schule und auf dem Campus sollen die Eltern miteinander in Kontakt bringen. Vor 2 Wochen fand der erste virtuelle Elternabend mit 50 Eltern aus verschiedenen Lebensverhältnissen als erster Anknüpfungspunkt statt.

 

Aus Sicht von Herrn Hofmann handelt es sich um einen guten therapeutischen Ansatz. Er erfragt, ob es auch Eltern-Kind-Angebote geben wird.

 

Frau Lüth geht daraufhin auf das Konzept des Familienklassenzimmers ein, welches der gesamten Familie Begleitung bietet. Die Helios Kliniken und die Universität Greifswald werden mit den Pädagogen gemeinsam die Familien unterstützen.

 

Auf Nachfrage von Herrn Hofmann teilt Frau Lüth mit, dass es keine Zensuren gibt, aber ab Klasse 8 eine Art Kompetenzraster angewendet wird. Parallel wird mitgeteilt, welche Zensur in einer staatlichen Schule es gewesen wäre.

 

Herr Hofmann stellt die Frage, welche Rolle die Firma „Treibholz Boards Stralsund“ bei dem Schulprojekt einnimmt.

Frau Lüth stellt ein pädagogisches Konzept für Kinder mit ADHS vor. Es ist geplant, dass die Firma „Treibholz Boards Stralsund“ mit den Kindern Skateboards baut, sowie sind Workshops geplant, um die Bewegungsfreude der Kinder beizubehalten und damit soziales Lernen mit Sport zu fördern.

 

Auf Nachfrage von Herrn Hofmann zum Kinderquereinstieg äußert Frau Lüth, dass sie Anmeldungen für die Klassenstufen 1 bis 8 bekommen haben, aber zunächst mit den Klassenstufen 1 bis 5 beginnen.

 

Herr Hofmann erkundigt sich, ob es zum Thema Sport ein besonderes Konzept gibt.

 

Frau Lüth entgegnet, dass das KDW pädagogisches Klettern anbieten wird, sowie „Treibholz Boards Stralsund“ und die Stralsunder Wildcats die Nachwuchsarbeit unterstützen werden.

 

Frau Danter weist darauf hin, dass für Klassenfahrten und Essensgeld von den Eltern auch ein Antrag zur Bildung und Teilhabe beantragt werden kann. Sie erfragt, ob die Möglichkeit besteht, dass sich die Eltern von den Elternstunden auf dem Campus „freikaufen“ können.

 

Frau Lüth erklärt, dass das „Freikaufen“ dem Sinn der Sache widersprechen würde. Sie merkt an, dass die Eltern sehr engagiert sind und sich gerne einbringen möchten.

 

Herr Buxbaum spricht an, dass oftmals beobachtet wird, dass die Leistungsbeurteilung sehr milde vorgenommen wird, um den Schülerzustrom zu fördern. Er stellt die Frage, ob es Mechanismen gibt, um dem vorzubeugen. Beispielsweise Controlling oder eine Aufsicht, um einen Gleichstand mit den staatlichen Schulen zu gewährleisten.

 

Frau Lüth äußert dazu, dass sie sich keine Sorgen um die Schülerzahlen macht, da die Anzahl bereits außerordentlich hoch ist. Es gibt schon Wartelisten und teilweise ergehen bereits Absagen. Die Eltern entscheiden sich aufgrund der pädagogischen Inhalte für dieses Konzept. Es ist wichtig, dass die Kinder auf die Zukunft vorbereitet werden. Noten sind dabei nicht immer die besten Indikatoren. Der Kinder- und Jugendcampus ist für alle transparent. Auch Schulämter etc. dürfen sich selbst ein Urteil bilden. Die Schüler sollen viel lernen. Es ist ein anderer Rahmen, in welchem Kontext sie lernen.

 

Frau Corinth stellt ergänzend die Frage, welche Schulabschlüsse angestrebt werden und welche Unterstützung die Hochschule Wismar bietet.

 

Frau Lüth teilt mit, dass wie im staatlichen Schulsystem alle Schulabschlüsse angeboten werden. Die Hochschule Wismar unterstützt im Moment die Bauphase.

 

Auf die Aussage Herrn Hofmanns, dass der Bau für 5 bis 6 Mio. EUR eine Herausforderung sei, erwidert Frau Lüth, dass freie Schulträger mit anderen Rahmenbedingungen bauen können, es aber trotzdem eine Mammutaufgabe ist.

 

Frau Dr. Gelinek gibt ein Feedback zum Konzept. Die Schule wird eine Perle in Stralsund sein und einen großen Beitrag leisten, Stralsund zusammenzuhalten und Inklusion vorzuleben. Sie weist darauf hin, dass die Genehmigung der Ersatzschule durch die Schulbehörde vorsieht, dass die Vergleichbarkeit und Einheitlichkeit bezüglich der Schulabschlüsse zu staatlichen Schulen gegeben ist. Sie freut sich auf eine gute Zusammenarbeit.

 

Herr Buxbaum bedankt sich für die sympathische Präsentation des Themas. Frau Lüth präsentierte dies mit viel Sachverstand.

 

Frau Lüth äußert, wie wichtig ihr das Thema ist und dass sie sich intensiv damit beschäftigt hat. Sie bedankt sich für das gute Feedback.

 

Herr Hofmann bedankt sich für die Ausführungen und bittet darum, in Kontakt zu bleiben.

 

Der Tagesordnungspunkt wird vom Ausschussvorsitzenden geschlossen.