Frau Bartel begrüßt die Gäste aus der Verwaltung, die Vertreter des Geschichtsvereins und die Presse.

 

Sie schildert kurz den bisherigen Weg des Antrages.

Der Antrag „Die Geschichte der Hansestadt Stralsund von 1933 – 2020 aufarbeiten“ wurde am 20.03.2020 von der Bürgerschaft zur Beratung in den Ausschuss verwiesen.

Der Ausschuss für Kultur hat sich am 13.01.2021 erstmals mit dem Antrag befasst.

 

Die Ausschussvorsitzende beantragt das Rederecht für Herrn Dr. Peter Danker-Carstensen und Herrn Christoph Freiherr von Houwald. Dem Antrag wird einstimmig gefolgt.

 

Frau Behrendt teilt mit, dass sich der Geschichtsverein gegründet und in den letzten Monaten auch intensiv zu bestimmten Themen der Zeitgeschichte mit der Verwaltung (Amt 40, Stadtarchiv) zusammengearbeitet hat.

 

Weiter erklärt Frau Behrendt, dass die Aufarbeitung der Geschichte Stralsunds ab 1933 auch als Aufgabe im Kulturkonzept verankert ist. Da es sich aber um eine lange Zeitspanne und ein großes Spektrum an Themen handelt, war und ist es der Verwaltung mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen nicht möglich, diese Arbeit in Gänze zu leisten. Für einzelne Projekte konnten jedoch Fördermittel generiert werden. So erinnert die Leiterin des Amtes 40 an das „Stadtwende-Projekt“ und an die Provenienzforschung, die im STRALSUND Museum vorangetrieben wird.

 

Herr Dr. Schleinert ergänzt, dass die Nachbarstädte Schwerin, Rostock und Greifswald jeweils über eine monografische Zusammenstellung ihrer Stadtgeschichte verfügen. In der Hansestadt Greifswald ist im Jahr 2000 eine Festschrift zum 750. Stadtjubiläum erschienen. Hier haben sich viele Mitarbeitende der Universität beteiligt. Im Jahr 2003 hat die Hansestadt Rostock eine Zusammenfassung ihrer Stadtgeschichte herausgebracht, die deutlich populärer gehalten ist, als die aus Greifswald.

Die Landeshauptstadt Schwerin hat 2005 eine Stadtgeschichte im Stile Rostocks veröffentlicht.

 

In Stralsund müssen noch viele Themen aufgearbeitet werden. Es gibt nur einzelne Veröffentlichungen zur NS-Zeit (Zwangsarbeit, Euthanasie, Geschichte der Juden in Stralsund). Herr Dr. Schleinert schildert, welche Schwierigkeiten bei der Beschäftigung mit der jüngeren Geschichte auftreten können.

 

Die Ausschussvorsitzende betont noch einmal, wie wichtig es ist, die Geschichte der Hansestadt Stralsund aufzuarbeiten.

 

Herr Freiherr von Houwald stimmt dem Gesagten von Frau Behrendt zu und ergänzt die bisher erreichten Ziele (Beiträge zum Jubiläum der Volkswerft) und eine kurze Zusammenfassung zur Entstehung des Geschichtsvereins. Herr Freiherr von Houwald warnt davor, die Erwartungen an den Geschichtsverein zu hoch anzusetzen. Der Verein ist nicht in der Lage, die geschichtliche Lücke zu schließen. Dennoch sollte die Aufarbeitung der Stadtgeschichte in Angriff genommen werden. 

 

Herr Dr. Peter Danker-Carstensen nennt Ideen und Denkanstöße für die Entstehung einer modernen Stadtgeschichte. Eine Publikation sollte das finale Ziel sein. Für die Erstellung einer Publikation sind verschiedene Schritte notwendig, u. a. müssten ein Autorenteam engagiert und im Vorfeld die Verantwortlichkeiten festgelegt werden. Als erstes bedarf es einer politischen Entscheidung zur Durchführung des Projektes. Neben der Finanzierung sind viele weitere Fragen zu klären.

 

Frau Friesenhahn erfragt, ob ein zusätzlicher Mitarbeiter im Museum eingestellt wurde und was aus der Idee geworden ist, einen Doktoranden für die Aufarbeitung der Geschichte einzustellen.

 

Frau Bartel macht deutlich, dass der Geschichtsverein mit dem Antrag von Herrn Adomeit nicht unmittelbar in Verbindung steht. In der Diskussion über den Antrag stellte sich heraus, dass der Stadt ein Geschichtsverein gut zu Gesicht stehen würde. Der Verein nimmt an der Beratung teil, um Anregungen und Ideen beizusteuern. 

 

Frau Behrendt teilt mit, dass das STRALSUND Museum eine Förderung vom Zentrum für Kulturgutverluste in Höhe von 80.000 € für die Provenienzforschung erhalten hat.

Eine Stelle im STRALSUND Museum konnte neu bewertet und mit einer Sammlungswissenschaftlerin besetzt werden.

Die Amtsleiterin macht deutlich, dass die Verwaltung auf Grund der personellen Situation nur an kleinen Projekten arbeiten kann und diese auch nur mit Fördermitteln umsetzbar sind.

Drittmittel haben es auch ermöglicht, dass zwei Wissenschaftler sich mit der Warenhauskultur Stralsunds bzw. mit der vorhandenen Sammlung beschäftigen konnten.

 

Frau Behrendt betont, dass für die Aufarbeitung der Geschichte der Hansestadt Unterstützung von außen notwendig ist. Dazu zählen auch Akteure wie der Geschichtsverein.

 

Frau Fechner regt an, Interwies mit den „Stralsunder 20“ zu führen, solange diese für solche Vorhaben noch zur Verfügung stehen.

 

Die Ausschussvorsitzende fasst zusammen, dass an vielen kleinen Projekten gearbeitet wird, weil die Verwaltung sich kein großes Projekt leisten kann/will. Dennoch hält sie diese für wichtig, da sie wie eine Art Fundus betrachtet und aus ihnen geschöpft werden kann.

 

Herr Freiherr von Houwald führt aus, dass der Geschichtsverein in verschiedenen Arbeitsgruppen tätig ist und derzeit beispielsweise an einer illustrierten Chronik arbeitet.

Weiterhin konnten sehr gute Erfahrungen mit der Befragung von Zeitzeugen im Zusammenhang mit der Werft gemacht werden. Das Projekt „Stralsund erinnert sich“ wird ebenfalls Aussagen von Zeitzeugen beinhalten und soll 2034 abgeschlossen sein.

Frau Fechner erinnert an weitere Initiativen (Initiative zur Erinnerung jüdischen Lebens in Stralsund), die sich ebenfalls mit der Aufarbeitung der Geschichte der Hansestadt befassen. Sie sieht die Vereine und die Verwaltung auf einem guten Weg.

 

Frau Behrendt macht noch einmal deutlich, dass die Aufarbeitung der Stralsunder Geschichte im Kulturkonzept verankert ist, welches einstimmig von der Bürgerschaft beschlossen wurde. Verankert ist auch die Zusammenarbeit mit den Vereinen der Stadt, demnach braucht es aus Sicht der Amtsleiterin keine zusätzliche Empfehlung des Ausschusses. Die Verwaltung wird Kontakt zu den bereits aktiven Gruppen herstellen.

 

Frau Behrendt macht aber auch deutlich, dass wenn feststeht, was beispielsweise die Umsetzung eines von Herrn Dr. Danker-Carstensen skizzierten Projektes kostet, die Bürgerschaft den Haushalt berät und beschließt und damit dafür verantwortlich ist, entsprechende Mittel freizugeben.

 

Der Antrag soll erneut beraten werden, wenn es einen neuen Sachstand gibt.

 

Da es keinen weiteren Redebedarf gibt schließt Frau Bartel den Tagesordnungspunkt.