Herr Buxbaum gibt einführende Worte in das Thema und stellt das Rederecht für Herrn Grundke zur Abstimmung. Dem Antrag wird einstimmig zugestimmt.

 

Herr Grundke als 2. Vorsitzender der Stralsunder Mittelstandsvereinigung und Vizepräsident der IHK zu Rostock nimmt Bezug auf die Veränderung des Einzelhandels unter Berücksichtigung der Digitalisierung sowie der Coronapandemie. Die von ihm gezeigte Präsentation ist der Niederschrift als Anlage beigefügt. Zudem erläutert Herr Grundke die deutschlandweite Veränderung des Einkaufsverhaltens der Menschen. Dabei zeichnet sich ab, dass heutzutage neben dem Einkaufserlebnis auch gastronomische Vielfalt, Kultur, Hotellerie und ein vielfältiges Angebot an Veranstaltungen gewünscht wird.

 

Anhand aktueller Statistiken verdeutlicht Herr Grundke das Ausmaß des präsenter werdenden Onlinehandels. Dabei teilt er mit, dass 2021 18,5% der erzielten Einnahmen aus dem Onlinehandel resultieren. Für den reinen Non-Food Bereich wurden im Jahr 2021 insgesamt 648 Milliarden Euro erzielt, davon stammen 119 Milliarden Euro aus dem Onlinehandel.

Herr Grundke fügt an, dass die Einnahmen aus den hybriden Unternehmen in den 119 Milliarden Euro enthalten sind.

 

Im Jahr 2022 ist erstmals ein Umsatzminus im Bereich des Onlinehandels i.H.v 10 Milliarden Euro zu verzeichnen. Das Umsatzminus ist zum Teil auf das Ende der Pandemie zurückzuführen.

 

Herr Grundke geht auf den online erzielten Marktanteil der Branchen Elektroartikel, Computergeräte, Textilien und Schuhe ein.

Der einflussreichste Konzern stellt dabei Amazon dar. Mit seinem Marktanteil von 56% im gesamten Bereich des Onlinehandels übt der Konzern nicht nur auf die stationären Einzelhändler Druck aus, sondern auch auf die Mitstreitenden im Onlinehandel.

 

Der Druck auf die stationären Einzelhändler steigt laut Herrn Grundke auch aus dem Grund, dass seit der Coronapandemie die Menschen vermehrt mit dem Internet vertraut sind und die Preise vergleichen. Aus diesem Grund ist es für den stationären Einzelhandel prioritär, sich vom Onlinemarkt abzugrenzen. Dieses ist laut Herrn Grundke jedoch nur durch Attraktivität möglich. Seiner Meinung nach generiert der Einzelhandel die Attraktivität beispielsweise durch Kundenberatung, Aktionen, Zugaben oder durch die ansprechende Gestaltung der Schaufenster.

 

Seit dem Krieg in der Ukraine ist laut Herrn Grundke eine deutliche Kaufzurückhaltung der Konsumenten zu verzeichnen. In diesem Rahmen verdeutlicht er die Auswirkungen der Kaufzurückhaltung auf die Gewerbesteuereinnahmen. 

 

Des Weiteren findet Herr Grundke, dass der stationäre Einzelhandel vergleichbare Rahmenbedingungen zum Onlinehandel schaffen sollte. Für Herrn Grundke gehören dazu beispielsweise die unlimitierte EC-Kartenzahlung, standardisierte Rückgabemöglichkeiten und das Vorhalten regelmäßiger Newsletter. Ein weiterer positiver Effekt könnte seiner Meinung nach durch kostenloses WLAN in den Fußgängerzonen erzielt werden, da dieses die Aufenthaltsdauer der Besucher verlängert.

 

In Bezug auf die Altstadt der Hansestadt Stralsund spricht Herr Grundke sich positiv für das Einführen von Kernöffnungszeiten aus, da dieses der gewünschten Stabilität und Einheitlichkeit der Kundschaft entspricht.

 

Herr Grundke berichtet, dass die heutige Kundschaft neben dem Einkaufserlebnis ein unterstreichendes Rahmenprogramm befürwortet. Beispielhaft führt Herr Grundke die Stadt Lüneburg an, welche jeden Samstag verschiedene Aktionen/ Veranstaltungen auf dem Rathausplatz anbietet.

 

Aus Sicht von Herrn Grundke bedarf es einer Verbesserung seitens der Hansestadt Stralsund im Bereich der Verordnungen für die hiesigen Einzelhändler sowie im Bereich der Parkhaussituation in der Altstadt. Er erläutert, dass in der Saison die umliegenden Parkhäuser in ihren Belastungsgrenzen überbeansprucht werden. Als möglichen Ansatz zur Entlastung der Parkhäuser könnte die Errichtung von P+R Parkplätzen auf der Mahnkeschen Wiese in Erwägung gezogen werden.

 

Im Weiteren erörtert Herr Grundke die Effektivität des Citymanagers, der das Stadtmarketing für die gesamte Stadt im Blick haben muss und die Verbindung zum Regional- und Landesmarketing hält.

 

Auch gibt Herr Grundke zu bedenken, die Vermarktung der Stadt im Rahmen des Kulturkonzeptes für 2034 zu berücksichtigen.

 

Darüber hinaus könnte die Hansestadt Stralsund einen Mehrwert generieren, indem ein themen- und bereichsübergreifender Veranstaltungskalender geführt wird, welcher per QR-Code von den städtischen Besuchern abgerufen werden kann.

Er betont, dass mit der Erhebung der Bettensteuer den Besuchern ein gewisses Entertainment geboten werden muss.

 

Frau Raese verweist auf den Veranstaltungskalender der Tourismuszentrale, welcher mit der überarbeiteten Internetseite der Tourismuszentrale online gehen wird.

 

Herr Grundke informiert die Ausschussmitglieder über die Vielfalt der klassischen Innenstadt und über das dazugehörige Handwerk.

 

Herr Schwarz bedankt sich für die umfassenden Ausführungen und Anregungen. Er macht deutlich, dass die Unterstützung der Personalstelle Stadtmarketing notwendig ist, um das Marketing der Hansestadt Stralsund sichtbarer werden zu lassen.

 

Frau Dr. Carstensen reflektiert den Bürgerschaftsantrag ihrer Fraktion DIE LINKE./SPD zum Strukturwandel, welcher aus ihrer Sicht bedauerlicherweise von der Bürgerschaft keine Zustimmung erhielt. Sie findet weiterhin die fehlende Händlervereinigung in der Hansestadt Stralsund fragwürdig.

Bedauerlich ist darüber hinaus die Schließung der Filiale von Kaufhaus Jesske in der Innenstadt. Aus Gesprächen mit Bewohnern der Altstadt berichtet Frau Dr. Carstensen, dass einige mit der möglichen Nachfolge durch einen Discounter nicht zufrieden sind.

 

Herr Buxbaum bezieht sich auf den Verlust des Kaufhauses Jesske in der Innenstadt der Hansestadt Stralsund. Aus seiner Sicht ist ein weiterer Discounter in der Innenstadt nicht zielführend. Vielmehr befürwortet er die Idee, den bereits vorhandenen Discounter zu vergrößern. Hierbei verweist er auf die bestehende Struktur „Edeka Gourmet“. In diesem Kontext stellt Herr Buxbaum den Ausschussmitgliedern das Konzept „Gemeinsam für unsere Stadt“ vor, welches in der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald initiiert wurde.

 

Herr Grundke spricht sich positiv für einen weiteren Discounter in der Innenstadt aus, da die Bewohner der Altstadt derzeitig die Innenstadt zum Einkaufen verlassen.

Weiterhin teilt er mit, dass die Einzelhändler des Strelaparks anteilig Beträge entrichten, damit die Kunden des Strelaparks kostenlos parken können. Er fügt an, dass die Einzelhändler der Innenstadt ebenfalls die Möglichkeit hätten, ihren Kunden einen kostenlosen Parkplatz vorzuhalten, indem sie ihnen beispielsweise die Parkhausgebühr erstatten.

 

Herr Grundke bringt die Wichtigkeit der gemeinsamen Vermarktung der Einzelhändler zum Ausdruck und macht deutlich, dass ein schlechter Service eines Einzelhändlers auf die Gesamtheit zurückfällt.

 

Eingehend auf die Kernöffnungszeiten merkt Frau Labouvie an, dass diese von den Einzelhändlern gewollt sein müssen. Zur Entlastung der Parkmöglichkeiten in der Altstadt empfiehlt Frau Labouvie die Verbindung zum Parkplatz des Strelaparks. Über einen Shuttle Bus könnten die Besucher in die Altstadt gelangen, gleiches gilt für die mögliche Errichtung von Parkplätzen auf der Mahnkeschen Wiese.

 

Herr Schwarz sieht die heutige Beratung als Auftakt an, um in die Umsetzung von besprochenen Maßnahmen zu kommen.

 

Frau Raese würde es begrüßen, wenn die Ausschüsse mit den Einzelhändlern in den persönlichen Austausch kämen. Sie bringt den Vorschlag einer Teilsperrung des Verkehrs an jedem Samstag zwischen der Jakobikirche und der Heilgeiststraße ein, damit die Besucher ohne weitere Verkehrsteilnehmer einkaufen können.

 

Frau Dr. Carstensen befürwortet die Anregung von Frau Raese zum Austausch mit den Gewerbetreibenden. In diesem Gespräch könnte erneut auf die Händlervereinigung eingegangen werden.

 

Herr Haack berichtet von einer gewissen Uneinigkeit zwischen den Händlern, weshalb es aktuell keine Händlervereinigung gibt. Aus seiner Sicht fehlt das Engagement der Händler zur gemeinsamen Verbesserung der aktuellen Situation.

Herr Haack macht die Position der Bürgerschaft als hilfestellendes Gremium deutlich.

 

Herr Grundke fügt der Thematik „Kernöffnungszeit“ an, dass viele Geschäftsstellen einheitliche Öffnungszeiten für ihre Filialen ohne Spielraum vorgeben. Dennoch wäre es eine Option, dass die Bürgerschaft in Verbindung mit der DEHOGA für eine Kernöffnungszeit wirbt bzw. diese den Gewerbetreibenden der Innenstadt nahelegt.

 

Frau Schönleiter weist darauf hin, dass ein weiteres Augenmerk auf das Angebot und auf die Nachfrage gerichtet werden sollte. Aus eigener Erfahrung berichtet sie, dass das vorgehaltene Angebot in der Innenstadt nicht der Nachfrage entspricht.

 

Frau Labouvie befürwortet die Anregung von Frau Raese und spricht sich ebenfalls für den Austausch mit den Gewerbetreibenden aus.

 

Herr Grundke findet, dass es das Streben aller sein sollte, die Innenstadt lebendig und attraktiv zu gestalten.

 

Herr Gotsch sieht dringenden Handlungsbedarf im Bereich der Innenstadt, erachtet den Vorschlag von Frau Raese jedoch als nicht zielführend.

 

Herr Grundke fasst die entscheidenden Aspekte zusammen und verdeutlicht die Bedeutsamkeit von Werbung sowie der Vermarktung der Region in Zusammenarbeit aller Beteiligten.

 

Herr Schwarz stellt fest, dass zum gegenwärtigen Zeitpunkt kein weiterer Redebedarf zur Thematik besteht. Aus diesem Grund beendet er den Austausch zum Thema und schlägt die themenbezogene Beratung in den Fraktionen vor.