Beschluss: zur Kenntnis genommen

Anfrage:

 

1.       Wie ist es derzeit um den Fischbestand in den Stadtteichen bestellt?

2.       Wie hat sich der Fischbestand in den letzten 15 Jahren entwickelt?

3.       Welche Gründe gibt es für mögliche Veränderungen des Fischbestandes innerhalb dieser Zeit?

 

Frau Waschki verliest die Antwort des antwortenden Amt 60 wie folgt:

 

Das Fischereirecht der Stralsunder Stadtteiche ist durch einen Pachtvertrag an den Landesanglerverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. übertragen. Als gesetzlich anerkannter Naturschutzverband verpflichtet sich der LAV M-V in einem Bewirtschaftungskonzept, im Rahmen der fischereilichen Nutzung der Stadtteiche die Ziele des Umwelt- und Naturschutzes zu verfolgen, den Schutz der Tier- und Pflanzenwelt zu gewährleisten und übernimmt die gesetzlich vorgeschriebene Hegeverpflichtung. Der LAV M-V führt nach Bedarf Gewässeruntersuchungen und -gütebestimmungen durch. Die vorhandenen biologischen Ausgangsbestimmungen, die Zusammensetzungen des vorhandenen Fischbestandes sowie der Nährstoffgehalt sind Ausgangspunkt für einzelne Maßnahmen.

Auf der Grundlage gewonnener Erkenntnisse aus den Gewässeruntersuchungen der Stadtteiche werden Fischbesatzpläne erarbeitet. Beim Frühjahrsbesatz werden jährlich vorgestreckte Aale mit einem Stückgewicht von ca. 5 g in die Teiche gesetzt. Die Stadtteiche sind durch den LAV M-V am Projekt zur Umsetzung der europäischen Aalverordnung beteiligt. Alle anderen Fischarten, wie z.B. Schleie, Karpfen, Hecht und Zander, werden entsprechend der biologischen Sinnhaftigkeit im Herbst besetzt.

Mit den gemeinnützigen Stralsunder Vereinen:               
   -Stralsunder Angelfreunde e.V. und   
   -Sportanglerverein Voigdehäger See e.V.                        
hat der LAV M-V Betreuungsverträge. Beide Vereine sind Mitglied im gemeinnützigen Regionalanglerverband Stralsund e.V..

Gewässeruntersuchungen und Besatzmaßnahmen werden mit den beiden ortsansässigen Stralsunder Vereinen durchgeführt. Besatzmaßnahmen richten sich u.a. nach den Erkenntnissen aus „Gute fachliche Praxis fischereilicher Besatzmaßnahmen“ aus der Schriftenreihe des Verbandes Deutscher Fischereiverwaltungsbeamter und Fischereiwissenschaftler e. V.. Die aus wissenschaftlichen Erkenntnissen heraus aufgestellten Richtlinien der Gewässerwirtschaft im LAV M-V regeln neben der Vorgehensweise ebenso unter Berücksichtigung der Gewässereignung die Besatzmengen je Hektar Wasserfläche mit Blick auf die jeweilige Artenvielfalt. So wurden in den letzten 15 Jahren durch den LAV M-V und den Stralsunder Vereinen umfangreiche Gewässerbonitierungen durchgeführt und in Einzelgewässerbeschreibungen umfangreich dokumentiert. Fortgeführt werden diese naturschutzfachlichen Gesamtuntersuchungen des LAV M-V in bedarfsorientierten Fischbestandskontrollen.

Zur Einschätzung des Fischbestandes wird üblich u.a. eine Elektrobefischung vorgenommen. In der regelmäßigen Bewertung der Fachleute entsprechen die Stadtteiche den Erwartungen an mittelgroße Flachseen. Insgesamt ist der Fischbestand als dem Nährstoffgehalt und den anderen Bedingungen der Gewässer angemessen zu bezeichnen. Die recht hohe Artenzahl (bis zu 16 Fischarten) zeigt, dass auch Fischarten mit unterschiedlichen Ansprüchen ihre Nische finden.

Beispielhaft zwei Kurzergebnisse aus den Untersuchungen:

·                    Der Knieper Teich, ein künstlich durch Anstau entstandenes, ungeschichtetes und flaches Gewässer mit hoher bis sehr hoher Trophie, weist eine mittlere fischereiliche Produktivität aus. Die beobachtete Artenvielfalt ist sehr hoch. Der Ernährungszustand der relevanten Arten ist regelmäßig normal bis hoch. Das Verhältnis Räuber zu Beute liegt im Bereich von 1 : 2,26. Probleme in der Alterspyramide werden regelmäßig nicht beobachtet. Der Knieper Teich zeichnet sich durch einen wertvollen Fischbestand aus.

·                    Der Voigdehäger Teich ist ein geschichtetes, flaches, durch Anstau künstlich entstandenes Gewässer mit mittlerer Trophie und im Vergleich zu anderen Teichen mit einer niedrigen fischereilichen Produktivität. Die beobachtete Artenvielfalt ist hoch und ohne Probleme innerhalb der Alterspyramide. Ziel der Bewirtschaftung ist die Verbesserung des Räuber-Beute-Verhältnisses. Diverse Parameter sind mit dem Andershofer Teich vergleichbar.

Fragestellungen hinsichtlich der limnologischen Gutachten wurden bereits mehrfach in der Bürgerschaft und den Ausschüssen erörtert. Allen Teichen immanent ist eine durch Trophie, Vegetationsprägung und/oder Verlandung potentiell akute Ausstickungsgefahr mit einer Auswirkung auf den Fischbestand.

 

Gesamtübersicht Arten und Anzahl

Knieper Teich, Moorteich, Großer und Kleiner Frankenteich

Das große Angebot an Weißfisch in den Teichen ist ein bekannter Status quo. Die dominanteste Fischart ist der Plötz. Partiell werden auch Verbuttungserscheinungen bei Plötze nachgewiesen. Eine wichtige Maßnahme ist daher eine hohe Weißfischentnahme durch Beangelung.

Die gezielte Entnahme von Weißfischen durch Zugnetzfischerei ist in den Stadtteichen kaum möglich. Aufgrund der geringen Tiefe, dem schlammigen Boden und der vielen Steine oder Äste im Gewässer, wären Schäden am Gerät kaum zu vermeiden. Außerdem würde die Zugnetzfischerei zu starken Schlammaufwirbelungen führen, was zu einem verstärkten Freisetzen von im Sediment gebundenen Nährstoffen führt.

Bei den Raubfischen ist der Hecht vorherrschend. Der Hechtbestand ist entsprechend des Nahrungsangebotes und der Einstandmöglichkeiten als gut zu bezeichnen, wobei auffällt, dass Junghechte unter 40,0cm selten sind. Ursachen dafür können Kannibalismus oder ein schlechtes Aufkommen der Hechtbrut durch den hohen Fraßdruck der Weißfische sein.

Die sogenannte Biomanipulation, also eine Veränderung in der Verteilung Raubfisch/Friedfisch, ist ein Ansatzpunkt der Besatzmaßnahmen. Wobei diesen Aktivitäten als Einzelmaßnahmen durch die natürlichen Nahrungskreisläufe enge Grenzen gesetzt sind.

 

2022 - Besatzmaßnahmen durch den LAV M-V

Der reguläre alljährliche Herbstbesatz wird Ende September bis Anfang Oktober beginnen. Geplant sind:

·         Z2 – Zander 2-sömmrig                                            500 Stück

·         S2 – Schlei 2-sömmrig                                              200 kg

·         SK3 – Schuppenkarpfen 3-sömmrig                        450 kg

Der Aalbesatz erfolgte in diesem Jahr am 16. Juni. Die Teiche wurden mit 72 kg A(v), vorgestreckte Aale, besetzt, was wie eingangs erläutert ca. 14.400 Jungaalen entspricht.

Gerne könne sich die Bürgerschaftsmitglieder bzw. Fraktionen an den Besatzmaßnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt beteiligen. Mit dem Erwerb von Aalaktien des Landesanglerverbandes können die ehrenamtlichen Vereine hier vor Ort unterstützt werden.

Für einen vertieften fachlichen Austausch steht der Landesanglerverband, der Regionalanglerverband Stralsund und die betreuenden Vereine gerne zur Verfügung.

 

Herr Suhr dankt für die umfassende Beantwortung.

 

 

Auf die beantragte Aussprache wird verzichtet.