Die von Frau Gessert gezeigte Präsentation wird dem Protokoll als Anlage beigefügt.

 

Zu Beginn geht Frau Gessert auf die beiden noch vorhandenen Tore ein (Kniepertor, Kütertor).

 

Das im Antrag genannte Semlowertor war über 13 m breit, 17 m tief und über 22 m hoch. Es wurde 1944 durch einen Bombenangriff zu großen Teilen zerstört.

 

Die Altstadt hat 2002 den Welterbestatus erhalten, da sie einen großen Bestand an Bausubstanz aus dem Mittelalter und auch folgenden Epochen aufweist. Der Schutz dieser authentischen Substanz genießt oberste Priorität. Mehr als die Hälfte der Gebäude auf der Altstadtinsel sind Baudenkmale. Die Erhaltung ihrer visuellen Integrität verdanken Wismar und Stralsund ihrer Lage. Die Grenze der mittelalterlichen Stadt ist in beiden Städten noch gut ablesbar.

 

Bei Sanierungen werden die heutigen hohen denkmalpflegerischen Maßstäbe angesetzt, wobei die Erhaltung des authentischen Materials oberste Priorität genießt.

Die Welterbe-Konvention verlangt den Erhalt einer Welterbestätte in Bestand und Wertigkeit.

 

Das Bewahren ihrer städtebaulichen Strukturen, der Gebäudesubstanz, ihrer visuellen Integrität sowie des Bodendenkmals sind Schutzziele für die Altstadt.

 

Frau Gessert weist auf die Charta von Venedig aus dem Jahr 1964 hin, welche als international anerkannte Richtlinie in der heutigen Denkmalpflege gilt. Außerdem gilt sie als wichtigstes denkmalpflegerisches Dokument des 20. Jahrhunderts. Im vorliegenden Fall würde die Rekonstruktion eines Tores das Zusammenfügen vorhandener Teile bedeuten.

 

Der Managementplan Altstadt beinhaltet, dass der historische Stadtgrundriss erhalten bleiben soll und neue Gebäude sich in ihrer äußerlichen Gestaltung als Bauten der Gegenwart zu erkennen geben sollen. 

 

Bezogen auf die Stadttore erklärt Frau Gessert, dass von ursprünglich 10 noch zwei erhalten sind. Es ist deutlich erkennbar, dass diese Bestandteile der Festungsanlage waren.

 

Frau Gessert geht auf das Tribseertor und das Semlowertor ein. Der Bereich, in dem sich das Tribseertor befand, ist heute bebaut und steht unter Denkmalschutz. Hinzu kommt, dass für den Wiederaufbau des Tribseertores keine Unterlagen vorhanden sind. Für die Errichtung des Semlowertores könnte kein mittelalterlicher städtebaulicher Kontext hergestellt werden. Außerdem wurde am Standort ein Wohnhaus errichtet. Auf der gegenüberliegenden Seite befindet sich das unbebaute „Bunkergrundstück“. Insgesamt also keine gut gefasste räumliche Situation.

 

Frau Gessert weist darauf hin, dass beide Standorte aus Sicht des Stadtraumentwicklungskonzeptes noch nicht zufriedenstellend entwickelt sind. Im Bereich der Tribseerstraße und im Übergang zum Tribseer Damm soll eine räumliche Fassung vorgenommen werden und eine neue Raumkante definiert werden.

 

Zusammenfassend erklärt Frau Gessert, dass eine Rekonstruktion der beiden Tore kein denkmalpflegerisches Ziel ist. Außerdem wäre das Vorhaben baurechtlich nicht zulässig. 

Als Alternative könnte eine räumliche Trennung in zeitgemäßer Gestaltung und Ausbildung am Standort des Semlowertores geschaffen werden.

 

Der Ausschuss für Bau, Umwelt, Klimaschutz und Stadtentwicklung hat sich diesem Alternativvorschlag nicht angeschlossen und empfohlen, den Antrag nicht weiterzuverfolgen.

 

Herr Bremert bedankt sich für den Vortrag und informiert über eine Initiative, die sich bis ca. 2015 für den Wiederaufbau des Semlowertores eingesetzt hat.

 

Auf Nachfrage von Frau Fot erklärt die Abteilungsleiterin, dass sich die Verwaltung bei ihrer Prüfung auf die beiden im Antrag genannten Tore konzentriert hat. 

Weiter fragt Frau Fot, ob geprüft wurde, die Tore anders abzubilden (Lichtillusionen, Plakate). Frau Gessert verneint die Frage und weist darauf hin, dass es sich um ein anderes Prüfschema handeln würde. 

 

Frau Dr. Carstensen erkundigt sich, wie eine zeitgemäße Gestaltung aussehen könnte. Dazu erklärt Frau Gessert, dass es hierzu keine Vorgaben gibt, weist aber gleichzeitig darauf hin, dass ihr auch Negativbeispiele bekannt sind.

 

Herr Ruddies spricht sich gegen eine dauerhafte Installation aus, auch weil diese immer durch Hinweise oder Informationen begleitet werden müsste.

 

Außerdem plädiert er dafür, den Antrag als erledigt zu betrachten, da ein Wiederaufbau rechtlich nicht möglich ist. Herr Schulz schließt sich Herrn Ruddies Worten an.

 

Herr Bremert schlägt vor, mit Stelen an die übrigen 10 Tore zu erinnern und diese mit entsprechenden Informationen zu versehen.

 

 

Herr Bremert stellt den Antrag wie folgt zur Abstimmung:

 

Der Ausschuss für Kultur empfiehlt der Bürgerschaft, den Antrag AN 0022/2022 nicht weiterzuverfolgen.

 

Der Präsident der Bürgerschaft wird über das Beratungsergebnis informiert.

 


Abstimmung: 7 Zustimmungen 0 Gegenstimmen            1 Stimmenthaltung