Sitzung: 22.03.2022 Ausschuss für Familie, Soziales und Gleichstellung
Frau Ehlert gibt einführende Worte in das Thema.
Die Leiterin des Frauenschutzhauses teilt die aktuelle Anzahl im Frauenschutzhaus von 4 Frauen und 5 Kindern mit, bei denen es sich um 2 deutsche Frauen aus dem Landkreis Vorpommer-Rügen sowie eine EU-Bürgerin und eine nicht EU-Bürgerin handelt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer wird durch die Leiterin des Frauenschutzhauses auf einen Zeitraum von einer Woche und 3 Monaten beziffert. Die bisher längste Aufenthaltsdauer betrug ungefähr 10 Monate.
Aufgrund der teilweisen Bekanntheit des Stralsunder Frauenschutzhauses, werden Frauen aus dem Raum Vorpommern-Rügen bei Bedarf in andere Frauenschutzhäuser in anderen Regionen oder Städte verwiesen.
Im Anschluss geht die Leiterin des Frauenschutzhauses auf die Härte ein, welche die Frauen und Kinder mit der Entscheidung und den daraus resultierenden Gang in ein Frauenhaus verspüren. Darüber hinaus berichtet sie von einer konfliktbelasteten Kommunikationsebene zwischen den Frauen und ihren Kindern.
Im Vergleich zu den vergangenen Jahren konnte im letzten Jahr ein deutlicher Anstieg im Bereich der Kinderzahlen vernommen werden. Laut Aussage der Leiterin des Frauenschutzhauses waren insgesamt 20 Kinder mehr im Frauenschutzhaus, was die einzeln abgestimmte und ausführliche Betreuung durch die 3 vorhandenen Vollzeitstellen deutlich erschwerte. Aus diesem Grund würde die Leiterin des Frauenschutzhauses eine zusätzliche Personalstelle begrüßen, die sich lediglich auf die Betreuung sowie auf die Aufarbeitung der Vergangenheit der Kinder konzentriert.
Des Weiteren teilt sie mit, dass die Fälle im Frauenschutzhaus stetig komplexer werden, was die Aufarbeitung wesentlich verlängert. Ursächlich dafür sei die teilweise instabile Persönlichkeit der Frauen, welche bis auf die Kindheit zurückgreift.
Im letzten Jahr sind insgesamt 6 von 34 betreuten Frauen zurück in die ursprüngliche Häuslichkeit gegangen. Innerhalb der letzten 3 Jahren gab es lediglich eine Frau, die des Öfteren in das Frauenschutzhaus zurückkehrte.
Zu den finanziellen Mitteln entgegnet die Leiterin des Frauenschutzhauses, dass sie unter den bisherigen Umständen grundsätzlich auskömmlich waren. Zur Realisierung eines neuen Konzeptes für das Frauenschutzhaus, welches die Leiterin umfänglich erörtert, bedarf es jedoch eines größeren finanziellen Volumens.
Im Weiteren nimmt sie Bezug auf die Auswirkungen der anhaltenden pandemischen Situation. Dabei konnte innerhalb der Hansestadt Stralsund kein Anstieg der Fallzahlen im Bereich der häuslichen Gewalt vernommen werden. Jedoch mussten Frauen abgewiesen werden, da das Hygienekonzept im Stralsunder Frauenschutzhaus anders nicht gewahrt werden konnte. Bislang gab es Ende 2021 eine einzige Frau, welche im Frauenschutzhaus mit dem Coronavirus erkrankt war.
Auf die Nachfrage von Herrn Lange erwidert die Leiterin des Frauenschutzhauses, dass die psychische Gewalt der körperlichen Gewalt überwiegt. Der Landkreis Vorpommern-Rügen sei zudem der Landkreis mit den meisten Fallzahlen in Mecklenburg-Vorpommern.
Bezugnehmend auf die Frage von Frau Dr. Carstensen teilt die Leiterin des Frauenschutzhauses mit, dass die Mitarbeiterinnen ausgebildete Sozialarbeiterinnen sind und ausschließlich Krisengespräche mit den Frauen durchführen. Die Arbeit eines Psychiaters ersetzen sie dabei nicht.
Frau Friesenhahn erfragt den strukturellen Ablauf eines Aufenthaltes im Frauenschutzhaus.
Die Leiterin des Frauenschutzhauses erörtert, dass es zunächst um die Sicherung der Existenz geht. Im Weiteren muss die Kinderbetreuung abgedeckt werden. Auch gibt es regelmäßig Gespräche mit den Mitarbeiterinnen des Frauenschutzhauses, bei denen den Frauen in ein strukturiertes Leben verholfen wird. Beispielhaft erörtert sie den Ablauf anhand von Fällen des letzten Jahres.
Auf die Frage von Frau Zabel berichtet die Leiterin des Frauenschutzhauses von einer 24 Std. Betreuung durch die Mitarbeiterinnen. Zur Ankunft der Frauen teilt die Leiterin mit, dass in den meisten Fällen die Polizei, Vermittlungsstellen oder sonstige Einrichtungen vorher anrufen und die jeweiligen Personen anmelden. Damit die Sicherheit der Frauen und auch die der Mitarbeiterinnen gewährleistet ist, führt die Polizei vermehrt Polizeikontrollen im Umfeld des Frauenschutzhauses durch.
Frau Ehlert sensibilisiert die Ausschussmitglieder über die Zuständigkeit des Landkreises Vorpommern-Rügen und regt an, im Kreistag für mehr finanzielle Unterstützung zu streben, damit das Frauenschutzhaus die Arbeit ausweiten kann. Da keine weiteren Nachfragen bestehen, dankt die Ausschussvorsitzende der Leiterin des Frauenschutzhauses für deren Engagement und führt in den nächsten Tagesordnungspunkt ein.