Anfrage:
1. Wurde von Seiten der Stadt bereits
Vergrämungsmaßnahmen vorgenommen und wenn ja welche?
2. Welche Maßnahmen wurden zusätzlich seit
2020 unternommen?
3. Sind der Stadt bereits Schäden im
Zusammenhang mit Wildschweinen bekannt?
Die Beantwortung erfolgt schriftlich mit folgendem Inhalt:
In Berlin sperrt die Polizei eine Straße ab, um eine Rotte von 30
Wildschweinen unfallfrei durch den Verkehr zu geleiten. In Waren an der Müritz
verschafft sich ein Wildschwein Zugang zu einem umzäunten Kita-Spielplatz und
in Stralsund zieht eine Bache ihre sechs Frischlinge groß. Das sind nur ein
paar Beispiele, die zeigen, wie die Wildtiere mittlerweile ins Stadtbild
gehören.
Kommen aber tatsächlich immer mehr Wildschweine aus den Wäldern in die
Stadt? Der Deutsche Jagdverband e.V. (DJV) verweist auf eine Untersuchung des
Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin. Diese hat ergeben,
dass es mittlerweile Stadtschweine, Landschweine und einige Pendelschweine gibt
und dass die Population der Tiere insgesamt gestiegen ist. Durch die milden
Winter überleben auch junge oder schwache Tiere die kalte Jahreszeit oft
problemlos. Außerdem gibt es überall reichlich Nahrung aufzuspüren. Aktuelle
Schätzungen gehen von einer Reproduktionsrate von 230 Prozent – auch in den
städtischen Regionen - aus.
Vermehrt drängen Wildtiere, wie Fuchs, Reh, Hase und Co. in urbane
Räume. Im Unterschied zu den eher kleinen Tieren können Wildschweine für den
Menschen jedoch auch gefährlich werden. Während im Wald die Wildschweine einen
Abstand von rund 250 Metern halten, lassen sie die Menschen in der Stadt
oftmals schon bis zu 10 Meter an sich heran. Und hat eine Bache gerade
Frischlinge im Gebüsch und fühlt sie sich bedroht, greift sie unter Umständen
auch an. Körperliche Angriffe von Schwarzwild auf Menschen sind dem Ordnungsamt
jedoch nicht bekannt. Die Stralsunderinnen und Stralsunder verhalten sich also
sehr umsichtig im Umgang mit Wildschweinen, auch wenn es sicherlich immer ein
Schreck ist, auf diese innerhalb des Stadtgebiets zu treffen.
Darüber hinaus sind im Bereich des Grünhufer Bogens, in der Höhe der
Kleingärten, im Kreuzungsbereich Grünhufer Bogen/Barther Straße oder am
Feldrain des Amanda-Weber-Rings Rasenflächen regelmäßig umgebrochen.
Vergessen sollte man jedoch nicht, dass Stadtschweine ein
menschgemachtes Problem sind. Vor allem durch die industrialisierte
Landwirtschaft, die zunehmende Besiedelung und Bebauung der Umlandflächen sowie
den Klimawandel dringen Tiere nicht mehr nur vorübergehend zur Futtersuche in
den städtischen Raum, sondern orientieren sich komplett neu und passen sich an
die veränderten Lebensräume entsprechend an.
In den Maisfeldern finden Wildschweine ausreichend Nahrung. Kleingärten
und die zahlreichen urbanen Grünflächen bieten den Allesfressern zudem einen
reich gedeckten Tisch. Aber auch Garten- und Küchenabfälle, die außerhalb des
eigenen befriedeten Eigentums abgelagert werden, locken das Schwarzwild.
Wildtiere in der Stadt und damit auch Schwarzwild sind ein Phänomen, das
sich wohl nicht mehr zurückdrehen lässt. Die Stadtschweine lassen sich nicht
mehr vertreiben und die Lösung kann auch nicht sein, das gesamte Schwarzwild
einfach zu erschießen, zumal innerhalb der Stadt eine Jagd nur in
Ausnahmefällen und mit Genehmigung der unteren Jagdbehörde des Landkreises
Vorpommern-Rügen erfolgen darf. Versuche der Entnahme von Schwarzwild innerhalb
des Stadtbezirkes verliefen ergebnislos, da eine sichere Schussabgabe durch den
Jäger nicht gewährleistet werden konnte.
Im Umland dagegen können die Jäger walten und Wildschweine gezielt
entnehmen. Der Stadtjäger der Hansestadt Stralsund steht hierzu bereits mit den
Pächtern der umliegenden Jagdbezirke und der Kreisjagdbehörde in Kontakt, so
dass von dort der Jagddruck auf das Schwarzwild erhöht werden kann. Darüber
hinaus konnte der Bereich südlich des Stadtteils Tribseer Wiesen, welcher sich
außerhalb des bebauten Gebietes befindet, zur Eigenjagd verpachtet werden.
Vielmehr scheint aber der Mensch gefragt. Generell gilt: Wer Wildtiere
füttert, hilft ihnen nicht, sondern verschärft nur das Problem!
Kleingartenanlagen und Grundstücke an Feldern sollten möglichst mit
entsprechenden Zäunen gesichert werden. Diese sollten mindestens 1,50 Meter
hoch sein, aber auch mindestens 40 Zentimeter tief in die Erde reichen, da die
Tiere sonst den Zaun mit ihren kräftigen Rüsseln anheben. Garten-
und Küchenabfälle nicht einfach außerhalb des Grundstückes ablagern. Beim
Zusammentreffen mit Wildschweinen Ruhe bewahren. Langsam zurückziehen und laute
Geräusche und hektische Bewegungen vermeiden. Zu einem Muttertier mit
Frischlingen immer einen großen Abstand halten. Auf keinem Fall dem Nachwuchs
nähern. In bekannten Gebieten mit Wildschweinen die Hunde nur an der Leine
führen oder den Hund unverzüglich an die Leine nehmen, sollte es zu einer
unerwarteten Begegnung kommen, und ruhig und langsam entfernen.
Autofahrer sollten besonders umsichtig
fahren und die Geschwindigkeit entlang von Feld- und Waldrändern drosseln.
Zwischen 6 und 8 Uhr ist das Risiko für einen Zusammenstoß besonders hoch, denn
Wildtiere orientieren sich nach ihrer inneren Uhr und kennen weder
Zeitumstellung noch Verkehrsregeln.
Abschließend sei nochmals betont, Wildschweine sind grundsätzlich nicht
gefährlich. Sie greifen Menschen nicht an, wenn sie fliehen können. Daher ist
es wichtig, den Tieren immer eine Rückzugsmöglichkeit zu geben!
Herr Fanter hat keine Nachfrage.