Beschluss: zur Kenntnis genommen

Anfrage:

 

Ist der Hexenplatz unter Berücksichtigung des Immateriellen Kulturerbes des Ackerbürgertums eine Möglichkeit, die Charta von Leipzig räumlich in Stralsund umzusetzen?

 

Herr Dr. Raith beantwortet die kleine Anfrage wie folgt:

 

Einleitend gibt Herr Dr. Raith einige Erläuterungen zur Charta von Leipzig. In Reaktion auf die drängenden globalen Herausforderungen wurde die Leipzig Charta zur nachhaltigen europäischen Stadt von 2007 2020 angepasst. Die Neue Leipzig-Charta versteht sich als Leitdokument für eine zeitgemäße Stadtpolitik in Deutschland und in Europa. Stadtentwicklung soll sich auf die Stärkung des Gemeinwohls und auf folgenden drei Handlungsdimensionen ausrichten: die gerechte Stadt, die grüne Stadt und die produktive Stadt.

Herausgekommen ist dabei jedoch ein wenig spezifisches Dokument voller Gemeinplätze. An zentraler Stelle fordert das Papier eine „aktive und strategische Bodenpolitik sowie Flächennutzungsplanung“; es folgen die gegenwärtig gängigen Schlagworte wie

  • „Polyzentrische Siedlungsstrukturen mit angemessener Dichte und Kompaktheit“,
  • „koordinierten Raumordnung in funktional zusammenhängenden Räumen,“
  • „Reduzierung der Flächeninanspruchnahme“,
  • „Schaffung eines Ausgleichs für Flächeninanspruchnahme und städtische Dichte durch Förderung grüner und blauer Infrastrukturen“,
  • „Gestaltung und Management von sicheren öffentlichen Räumen“,
  • „Ausreichend Flächen für angemessenen, sicheren, gut gestalteten und bezahlbaren Wohnraum“,
  • „Städtische Räume, die sich durch Mischnutzung auszeichnen“.

 

Bezogen auf die Stadtentwicklung Stralsunds in den letzten Jahrzehnten, entspricht diese seit langem den neu formulierten Handlungsempfehlungen. Beispielhaft werden genannt die anhaltenden Anstrengungen zur Sanierung im Bestand und die Aufwertung öffentlicher Räume, die Lenkung des Neubaus auf vorgenutzte Flächen zur Reduzierung des Flächenverbrauchs, die Stärkung des kommunalen Wohnungsbaus, der Ausbau der öffentlichen (Bildungs-)Infrastruktur sowie die umfassende Beteiligung der Öffentlichkeit etwa bei der geplanten Umgestaltung des Neuen Marktes.

 

Der Hexenplatz ist eine zentral gelegene Brachfläche mit hohem Potenzial für innerstädtischen, verdichteten Wohnungsbau. Nach dem Baugesetzbuch sollen innerstädtische Flächen zur Verringerung des Landschaftsverbrauchs gezielt nutzbar gemacht werden, dabei sind gemischte, d.h. sozial stabile Bewohnerstrukturen anzustreben. Da ein Großteil der Flächen in städtischem Eigentum ist, kann die wohnungswirtschaftliche Ausrichtung hier auch eigentumsrechtlich gesteuert werden.

Mit den Bebauungsplänen für den Bereich Sackgasse sowie das Plattenwerkareal werden derzeit bereits zwei innerstädtische Flächen überplant. Dass die Entwicklung des Hexenplatzes bislang zurückgestellt wurde, verdankt sich nicht zuletzt der Hoffnung, dass mit der anstehenden Erarbeitung des Rahmenplans für die Tribseer Vorstadt im Rahmen der Stadtsanierung noch wichtige Erkenntnisse für die spätere Nutzung gewonnen werden können. Seitens der Verwaltung ist vorgesehen, mit den Planungen zur Entwicklung des Hexenplatzes zeitnah zur Sanierungsplanung für die Tribseer Vorstadt 2022 zu beginnen.

 

Frau Kühl dankt für die Ausführungen.

 

Auf die beantragte Aussprache wird verzichtet.