Gast: Herr Alexander Kattner

 

Herr Buxbaum teilt mit, dass zu DDR-Zeiten drei Bohrungen in Stralsund vorgenommen worden sind. Diese wurden vor etwa 5 Jahren dauerhaft verschlossen.

 

Herr Kattner vom Bergamt Stralsund informiert auch mit Hilfe einer Präsentation zum Thema.

 

Mecklenburg-Vorpommern ist das Ursprungsland der Geothermie in Deutschland.

 

Derzeit läuft ein vielversprechendes Projekt in Schwerin.

Geothermie ist sehr teuer und deshalb unter Umständen unwirtschaftlich. Rentabel ist Geothermie nur bei der Inanspruchnahme von Fördermitteln.

Allerdings handelt es sich um eine grundlastfähige und regenerative Energie.

 

In den 80er Jahren wurden insgesamt 20 Geothermiebohrungen abgeteuft.

(Waren, Neubrandenburg, Neustadt-Glewe, Stralsund, Karlshagen und Schwerin)

 

Stralsund ist der einzige Standort, an dem sich keine Nachnutzung ergeben hat.

Herr Kattner geht detaillierter auf die hydrothermale Geothermie ein.

 

Zu Beginn wird eine Lagerstätte, ein geothermales Reservoir, erkundet. Maßgeblich für das Reservoir ist die Durchlässigkeit von Sole und deren Temperatur. In dem Reservoir werden zwei Bohrungen abgeteuft. In einer obertägigen Verbindung, die in einer Heizzentrale endet, entsteht dann ein geothermischer Heizkreislauf.

 

Das Hauptproblem bei der Planung solcher Anlagen ist, dass man den Untergrund erkunden und Erkenntnisse gewinnen muss. Hindernisse eines solchen Vorhabens sind sehr hohe Investitionskosten und der finanzielle Aufwand der geologischen Erkundung. Außerdem gibt es geologische Risiken. Ausschlaggebend für eine gute Nutzung sind die Temperatur und die Förderrate, davon hängt der realisierbare Wärmeentzug ab. Eine gute Lagerstätte erreicht Förderraten von bis zu 200m³ Sole/h.

 

In Stralsund herrscht durch die drei vorhandenen Alt-Bohrungen eine sehr gute Erkundungslage und ein Lagerstättenmodell. 

 

Geologisch werden für ein Geothermieprojekt wechselnde marine und terrestrische Ablagerungen benötigt. Es handelt sich dabei um Sandstein mit entsprechenden Porositäten. Außerdem spielt die Temperatur eine große Rolle, ausschlaggebend ist aber die Förderrate.

 

Sole, die für balneologische Zwecke genutzt werden kann, ist in Mecklenburg-Vorpommern schon bei einem Horizont von 400-700m zu erreichen.

Durch die umfangreichen Erkundungsarbeiten zu DDR-Zeiten verfügen alle ostdeutschen Bundesländer über eine sehr gute Datenlage.

 

Von 2006 – 2013 hat das Bergamt versucht, in Stralsund ein Projekt zu entwickeln. Es lag bereits eine Bewilligung (Bergbauberechtigung) für ein Geothermieprojekt vor. Es gab allerdings keine Interessenten. Die Aktenlage zeigt, dass das Vorhaben nicht wirtschaftlich gewesen wäre.

Da es keine Interessenten für ein Projekt gab, mussten die Bohrungen verfüllt werden.

Die Daten, die durch die drei Bohrungen gesammelt werden konnten, können aber weiterhin genutzt werden.

 

Herr Kattner geht auf die Kosten einer solchen Bohrung ein. Pro Bohrung in einem Teufenbereich von 1500-1600 m ist mit Bohrkosten von 3-4 Mio.€ zu rechnen. Die Kosten für den Bau der Soleleitung belaufen sich auf ca. 1 Mio.€. Für den Bau einer Heizzentrale müssen ca. 5 Mio.€ eingeplant werden. Die aktuelle Förderquote liegt bei ungefähr 25%.

 

Herr Kattner geht aufgrund der Datenlage davon aus, dass die geologischen Gegebenheiten im gesamten Raum Stralsund annähernd gleich oder ähnlich sind, so dass die Umsetzung eines Geothermieprojektes überall möglich wäre.

 

Weiter führt Herr Kattner aus, dass derjenige, der Erdwärme oder einen Bodenschatz aufsuchen möchte, eine Erlaubnis benötigt. Wer ihn gewinnen möchte, benötigt eine Bewilligung. Die Stadtwerke Stralsund hatten bereits eine Bewilligung. Im Bereich Lithium liegt eine Erlaubnis vor. 

 

Herr Adomeit würde es begrüßen, wenn die Stadt die Nutzung von Geothermie noch einmal prüfen würde. Auch die Sole könnte beispielsweise für ein Kurbad genutzt werden. Herr Kattner betont, dass neben der hohen finanziellen Belastung auch Risiken mit einem Geothermieprojekt verbunden sind. Es gibt Beispiele aus Bayern, wo Bohrungen zu keinem Ergebnis geführt haben.

 

Es muss der Wille und die Ausdauer vorhanden sein, ein solches Projekt umzusetzen.

 

Herr Werner fragt, ob es einen bundesweiten Überblick gibt, welche Parameter erfüllt sein müssen, damit ein solches Projekt wirtschaftlich betrieben werden kann.

 

Eine geothermische Anlage kann nicht wie ein Kraftwerk geplant werden. Eine konkrete Wirtschaftlichkeitsbetrachtung ist aufgrund der vielen unterschiedlichen Parameter nicht möglich. Auch die Förderkulisse ist sehr unterschiedlich. Ausschlaggebend sind aber die Fördermenge und die Temperatur.

 

Auf Nachfrage erklärt Herr Kattner, dass er die hydrothermale Variante für am sinnvollsten hält.

 

Herr Buxbaum bedankt sich bei Herrn Kattner und schließt den Tagesordnungspunkt.