Anfrage:
1.
Bund
und Land verzeichnen vor allem aufgrund der Trockenperioden eine erhebliche
Schädigung des Waldes. Wie stellt sich dies für den Baumbestand und die Wälder
in der Hansestadt Stralsund und die in Eigentum der Hansestadt Stralsund
befindlichen Wälder dar?
2.
Sind aufgrund der Schädigungen
überdurchschnittliche Waldeinschläge und überdurchschnittliche Nachpflanzungen
erfolgt, bzw. werden diese erfolgen?
3. Welche ökonomischen und ökologischen Folgen sind zu verzeichnen?
Herr Kobsch antwortet wie folgt:
Die Hansestadt Stralsund bewirtschaftet auf der Insel Rügen
ca. 546 ha Wald und auf dem Festland ca. 79 ha.
Der Wald unterliegt einer deutlichen Belastung durch
biotische und abiotische Faktoren. Zu den abiotischen Faktoren zählen die
langanhaltende Trockenheit und der damit einhergehende Wassermangel. Dieser
Mangel stresst die Bäume und macht sie anfällig für biotische Schädlinge, wie
den Borkenkäfer. Hinzu kommen Schädigungen durch Pilze, durch Wild und durch
kulturschädigende Insekten. So ist z.B. die Esche durch einen aus Ostasien
eingeschleppten Pilz besonders betroffen. Dieser führt europaweit zu massivem
Baumsterben.
Bereits in den Jahren 2011 bis 2016 wurden bei den
städtischen Waldbeständen folgende Schäden aufgenommen:
- Eschensterben auf 37,37 ha
- Schälschäden auf 11,49 ha
- Rotfäule bei Fichten auf 6,24 ha und
- kulturschädigende Insekten und Mäuse auf 0,7 ha.
In den Jahren 2018 und 2019 gab es folgende Schädigungen
nach Baumarten:
- Fichtenfläche auf 39,88 ha, davon 20 Prozent stark und weitere
40 Prozent leicht geschädigt,
- Buchenfläche auf 36,40 ha, davon fünf Prozent stark und
weitere 50 Prozent leicht geschädigt,
- Eichenfläche auf 53,43 ha, davon 20 Prozent stark und
weitere 40 Prozent leicht geschädigt,
- Eschenfläche auf 37,38 ha, davon 70 Prozent stark und
weitere 15 Prozent leicht geschädigt sowie
- Dürreschäden bei Neupflanzungen auf ca. drei ha.
In den Jahren 2011 bis 2016 wurden nicht geplante
Zwangsnutzungen in der Esche notwendig. Diese Escheflächen wurden unter
Zuhilfenahme von Fördermitteln in stabile standortgerechte Mischwälder
umgebaut. Im Jahre 2012 wurde ein Fichtenbestand mit Laub- und Nadelbäumen
unterbaut. D.h., es wurden dafür ca. 70.000 Bäume neu gepflanzt. Der
Fichtenoberbestand war in 2019 so stark durch Borkenkäfer geschädigt, dass
dieser vorzeitig genutzt werden musste. Durch den Voranbau des Mischwaldes in
2012 bleiben die Waldfunktionen erhalten. Zur weiteren Verbesserung des
Ökosystems Wald wurden seit 2011 insgesamt 1.175 Meter Waldrand angelegt. Hinzu
kommen 63.158 Bäume und 9.038 Sträucher, die zwischen 2016 und 2018 auf Ummanz
aufgeforstet wurden sowie ca. 5.400 Baumpflanzungen, die als Ersatz für etwa
2.050 im Stadtgebiet gefällte Bäume erfolgt sind.
Die Waldungen auf der Insel Rügen sind entgegen den Waldungen
auf dem Festland weniger stark geschädigt. Dies ist bedingt durch die
Küstennähe und die damit verbundene Küstenfeuchte.
Wenn die Klimasituation sich nicht substantiell verbessert,
wird es zu überdurchschnittlichen Waldeinschlägen und zu überdurchschnittlichen
Nachpflanzungen kommen.
Das Forstamt Rügen erstellt für die Waldungen der Hansestadt
Stralsund ein „Waldentwicklungskonzept Fokus Klimastabilität“. Diese Leistung
soll in den Jahren 2020/2021 erbracht werden.
Die ökonomischen Folgen sind schwer abzuschätzen. Diese
ergeben sich aus dem Wertverlust des Holzes bei Verkauf durch die schlechte
Holzqualität und dem Überangebot am Markt einerseits und aus den Kosten für die
Neubegründung der geschädigten Waldflächen andererseits. Auch hier besteht das
Risiko, dass die Neubegründungen wiederum einem Trockenstress ausgeliefert sein
könnten. Durch die rechtzeitigen Neubegründungen nach Kalamitätsnutzungen
können die Waldfunktionen erhalten werden. Dies schließt aber kleinflächige,
ökologisch nachteilige Folgen für Flora und Fauna nicht aus.
Die ökonomischen und ökologischen Folgen werden im
„Waldentwicklungskonzept Fokus Klimastabilität“ umfassend mitbetrachtet.
Frau Kümpers dankt für die Ausführungen.
Auf die beantragte Aussprache wird verzichtet.