Herr Lastovka stellt einige der Beteiligten bzw. Anwesenden vor. Unter anderem sind Mitarbeiter der Firma Eule vertreten, welche bereits 2017 ein Gutachten über den Zustand der Orgel erstellt haben. Außerdem ist Herr Dr. Bartels als Vertreter des Bürgerkomitees „Rettet die Altstadt“ und Vertreter der Orgelkommission anwesend.

Herr Schwarzlose gibt eine kurze Einführung und erklärt, dass auf Wunsch der Mitglieder des Bauausschusses zu dem heutigen Termin die Firma Eule eingeladen wurde um, genau wie die Orgelkommission beim letzten Mal, aus ihrer Sicht die Möglichkeit einer Restaurierung der Mehmel-Orgel zu schildern.

 

Bevor Vertreter der Firma Eule zu Wort kommen, beantragt Herr Lastovka Rederecht für Herrn Dr. Bartels. Außerdem beantragt Herr Suhr Rederecht für Herrn Wirth.

 

Beide Anträge werden einstimmig von den Mitgliedern der Ausschüsse befürwortet.

 

Die Firma Eule ist durch Herrn Dirk Eule, Herrn Helmut Werner und Herrn Jiri Kocourek vertreten.

 

Die Firma Eule spricht sich für die Restaurierung der Orgel nach Mehmel aus. Herr Werner und Herr Kocourek beschreiben ausführlich, auch an Hand von Zeichnungen und Bildern, den Zustand der Orgel und eine mögliche Restaurierung.

Aus denkmalpflegerischer Sicht ist eine verantwortbare, weitgehende Annäherung an das ursprüngliche Klangbild möglich.  

Der Erhaltungsgrad von 50 % der Substanz, ermöglicht aus Sicht der Firma Eule eine Ableitung und daraus folgende Restaurierung der Orgel zu etwa 90%. Die übrigen Prozente sind an Hand von Vergleichsorgeln wieder herstellbar. Somit ist eine Rekonstruktion nach Mehmel möglich.

 

Herr Albrecht stellt die Mitglieder der Orgelkommission vor. Die Mitglieder sind: Kirchen-musikdirektor Jan Ernst, Kirchenmusikdirektor Matthias Pech, Kirchenmusiker Friedrich Drese, Kantor und Organist Martin Rost, Vorsitzender der Orgelkommission Herr Dittmer und Diplom Ingenieur Gerd Meierhoff. Herr Albrecht verweist auf die hohe Kompetenz der Mitglieder der Orgelkommission.

 

Herr Dittmer erhält das Wort.

Herr Dittmer schildert, wie die Orgelkommission an das Projekt herangegangen ist. Ziel war es, die Mehmel-Orgel wieder herstellen zu lassen. Nach einer genauen Untersuchung der Orgel wurde allerdings festgestellt, dass das ursprüngliche Konzept nicht umgesetzt werden kann. Deshalb wurde sich dafür entschieden, die Orgel im Barrock-Stil zu restaurieren.

 

Aus Sicht von Herrn Rost ist eine Rekonstruktion nach Mehmel auf Grund der anderen Einflüsse zum Beispiel durch Marx nicht möglich. Herr Rost erklärt, dass der Originalklang der Mehmel-Orgel zerstört ist, da nur noch wenige Pfeifen vorhanden sind. Er sieht es als falsch an, auf Basis der vorhandenen wenigen historischen Substanz eine Rekonstruktion nach Mehmel zu verfolgen. Auch die auf der Orgel spielbare Musik ist ausschlaggebend, betont Herr Rost.

Die Orgelkommission schlägt vor, die Windladen von Richter, die Prospektpfeifen im Stil von Marx und die Pedalwindladen mit Pedalpfeifen von Mehmel zu verwenden. Weitere Teile sollen zu Forschungszwecken in der Kirche ausgestellt, aber nicht für eine Restaurierung der Orgel verwendet werden.

 

Herr Dr. Bartels, welcher sich für den Denkmalschutz in der Stadt einsetzt, beschreibt sein Engagement. Unter anderem ist 2012 eine Broschüre erarbeitet worden, in der es um die Restaurierung der Mehmel-Orgel ging. Diese wurde verschickt und es wurden Spenden gesammelt. Im November 2015 gab es eine Fördermittelzusage vom Bund für die Sanierung der Mehmel-Orgel. Dabei wurde sowohl das Orgelwerk als auch das Prospekt berücksichtigt.

Herr Dr. Bartels möchte wissen, ob es von der Denkmalschutzbehörde eine Vorgabe gab, durch wen die Orgelkommission besetzt sein muss. Durch Spenden konnten 70.000€ für die Restaurierung des Prospektes zur Verfügung gestellt werden. Herr Dr. Bartels merkt an, dass es eine Auseinandersetzung hätte geben müssen, nachdem feststand, dass die Mehmel-Orgel nicht wie ursprünglich geplant restauriert werden kann. Außerdem geht er davon aus, dass die Teile der Orgel, welche eingelagert werden sollen, nie wieder hervorgeholt werden.

 

Auch Herr Wirth spricht sich für den Erhalt der Mehmel-Orgel aus. Er weist auf die existierenden Vergleichsorgeln und auf die Expertise der Firma Eule hin. 

Aus der Sicht von Herrn Wirth, sollte das Projekt noch einmal überdacht werden und eventuell auch noch eine weitere Expertenmeinung eingeholt werden.

 

Herr Drese weist darauf hin, dass es in der Orgel keinen Gegenstand gibt, der nicht restauriert werden muss. Technisch ist eine Restaurierung nach Mehmel wahrscheinlich möglich, als problematisch ist die Wiederherstellung des Mehmel-Klanges zu sehen.

 

Herr Rost ergänzt, dass sich viele Vorschläge der Firma Eule am Schweriner Dom orientieren, in diesem steht allerdings eine Orgel von Ladegast. Außerdem betont er, dass die Anzahl der Mitglieder der Orgelkommission, welche das Projekt in Stralsund betreut, eher ungewöhnlich hoch ist.

 

Herr van Slooten fasst zusammen, dass eine technische Restaurierung nach Mehmel möglich ist und ansonsten zwei unterschiedliche Meinungen vertreten werden.

Herr Suhr weist darauf hin, dass, wenn der Vorschlag der Orgelkommission umgesetzt wird, es nicht mehr möglich ist, den Begriff Mehmel-Orgel zu verwenden und dies muss nach außen vermittelt werden. Auf Nachfrage von Herrn Suhr erklärt Herr Kocourek, dass die Liste, welche Teil der gezeigten Präsentation ist, in eine Rangfolge unterteilt ist und nur dann auf die Orgel im Schweriner Dom zurück gegriffen wird, wenn die anderen Optionen nicht verwendet werden können.

 

Herr Meißner ist der Meinung, dass es sich bei beiden Varianten um einen Orgelneubau handelt, da sehr viele Teile rekonstruiert werden müssen. Die Frage ist, ob es eine Barock- oder eine Romantische Orgel werden soll. Herr Meißner möchte wissen, ob auch in der barocken Orgel alte Teile erhalten bleiben oder ob alles eingelagert wird. Außerdem möchte er wissen, ob eine Rekonstruktion nach Mehmel teurer wäre. Bestandteile, die erhalten und verwendet werden können, werden auch genutzt. Herr Drese vermutet, dass eine Rekonstruktion nach Mehmel doppelt so teuer wäre, als eine Barock-Orgel zu bauen. Laut der Firma Eule belaufen sich die Kosten auf bis zu 2,75 €. Auf den Einwand von Herrn Kinder antwortet Herr Rost, dass eine technische Rekonstruktion nach Mehmel nur mit großen Abstrichen möglich wäre. Er nennt als ein Problem die Statik des Gehäuses. Der Klang müsste aus verschiedenen Gründen neu geschaffen werden.

Herr Meier spricht sich für das Konzept der Orgelkommission aus, da auch Mehmel die Orgel nicht selbst gebaut, sondern nur verändert hat. Auch er sieht es so, dass es sich bei beiden Varianten eher um einen Neubau als um eine Rekonstruktion handelt.

Frau Störmer erkundigt sich, welche Teile besser erhalten sind, die Teile der Mehmel-Orgel oder die der Barock-Orgel. Außerdem möchte Frau Störmer wissen, wie die Firma Eule die von der Orgelkommission angesprochenen Probleme beurteilt.

Herr Kocourek erklärt, dass ein Aufbau der Balganlage in dem alten Balghaus nicht mehr möglich ist, da es dieses nicht mehr gibt. Allerdings ist es möglich, sie an einer anderen Stelle aufzubauen. Weiter erklärt Herr Kocourek, dass die Barock-Orgel bei dem Umbau von Mehmel weitgehend verloren gegangen ist. Das vor einer neu geschaffenen Orgel ein älteres Gehäuse steht, ist weit verbreitet und nicht ungewöhnlich.

Herr van Slooten ist der Meinung, dass eine Entscheidung notwendig ist. Aus seiner Sicht gibt es zwischen den beiden Möglichkeiten keinen qualitativen Unterschied. Herr Prof. Dr. Eilsberger fragt, ob die Orgelkommission eine Möglichkeit sieht, den Namen Mehmel zu erhalten. Er sieht nur dann die Möglichkeit, wenn die Mehmel-Orgel rekonstruiert wird. Herr Rost erklärt, dass es beim Denkmalschutz um die Bewahrung historischer Substanz geht. Soll die Orgel aber bespielt werden, gehen viele Teile verloren, weil sie nicht mehr genutzt werden können. Deshalb der Vorschlag der Orgelkommission, die ausgebauten Teile museal zu nutzen.

Herr Werner entgegnet, dass, wenn die Teile von Mehmel ausgebaut werden, die Orgel auch nicht mehr Mehmel-Orgel heißen darf. 

Herr Schwarzlose erläutert die Aufgabe der SES, das Vorhaben zu managen. Der Orgelprospekt wird bereits restauriert und wird zu 100% wieder hergestellt werden. Für das Orgelwerk ist nun eine Entscheidung des Bauherren nötig. Das Verfahren wurde eingehalten und es liegen alle Genehmigungen vor.

 

Aus der Sicht von Herrn R. Kuhn ist der Name der Orgel das geringste Problem. Für ihn ist entscheidend, dass sie genutzt werden kann und den heutigen Anforderungen entspricht.

 

Herr Suhr betont, dass gute Gründe dafür vorliegen müssen, von der denkmalpflegerischen Zielstellung abzuweichen.

Herr Lewing fragt, ob die Anzahl der Register einen Einfluss auf den Klang der Orgel hat. Herr Rost verneint dies.

 

Herr Dr. Bartels kritisiert, dass ihm die Erhaltung der historischen Substanz zu kurz kommt. Die Restaurierung sollte genutzt werden, um Friedrich Mehmel ein Denkmal zu setzen. Herr Dr. Bartels spricht sich für ein Symposium von Fachleuten aus.

 

Herr Lastovka bedankt sich bei den Gästen und schließt den öffentlichen Teil der Sitzung.