Sitzung: 13.10.2016 Ausschuss für Wirtschaft, Tourismus und Gesellschafteraufgaben beendet
Herr Ambrosat berichtet ausführlich über die Tätigkeit der Kreishandwerkerschaft und ihre Struktur.
In der Hansestadt Stralsund befinden sich 499 handwerkliche oder handwerkähnliche Betriebe. In der Kreishandwerkerschaft sind 560 Betriebe organisiert. Am 01.01.2011 wurde die jetzige Kreishandwerkerschaft Rügen, Stralsund, Nordvorpommern gebildet.
Aufgaben der Kreishandwerkerschaft sind unter anderem die Ausbildung, die Organisation von Ausbildung und Prüfung, die Unterstützung und Förderung der Mitglieder.
Der Bruttoumsatz des Handwerks im Landkreis liegt bei ca. 425 Mio. €. In den Betrieben der Innung sind ca. 3300 Mitarbeiter beschäftigt, im gesamten Handwerk ca. 4500.
Herr Ambrosat erläutert, dass es zurzeit 41 Handwerks- und 53 handwerksähnliche Berufe gibt.
Im Jahr 2004, nach der Reform der Handwerksordnung gab es einen großen Zuwachs im Handwerk, da viele Gewerke in die handwerksähnlichen Berufe umgewandelt wurden. Herr Amborsat nennt das Fliesenlegerhandwerk als Beispiel.
Aus Sicht von Herrn Ambrosat hat die Reform der Handwerksordnung dazu geführt, dass es eine große Anzahl neuer Handwerksbetriebe gibt, aber die Qualität der Arbeit nicht unbedingt gestiegen ist. Auch die Qualität der Ausbildung leidet durch die Reform.
Er erwartet auf lange Sicht gesehen eine weitere Verschlechterung. Als Beispiel führt er erneut die Fliesenleger an, ein früheres Handwerk, das nun zu einer Anlerntätigkeit wird.
Er weist auf die ungleichen Wettbewerbsbedingungen zwischen Handwerksberufen und handwerksähnlichen Berufen hin.
Die Zahl der Insolvenzen ist nicht gestiegen, sie verharren auf niedrigem Niveau.
Zu dem Thema Unternehmensnachfolge erklärt Herr Ambrosat, dass 45% der Unternehmensführer 55 – 60 Jahre alt sind, 7 – 10% sind 66 – 70 Jahre alt. Ein Problem besteht darin, dass mit der Suche nach einem Nachfolger spät begonnen wird und so die Zeitspanne bis zur Übergabe oft sehr kurz ist.
Viele Unternehmen sind aufgrund ihrer Größe aber gar nicht übergabefähig, diese werden dann abgemeldet.
Die Verfolgung von Schwarzarbeit und Verstößen gegen die Handwerksordnung durch die zuständigen Behörden ist aus Sicht von Herrn Ambrosat unzureichend.
Von 2800 Betrieben sind1008 ausbildungsberechtigt, davon bilden 249 aus. Aktuell wurden 236 neue Lehrverträge geschlossen.
Als schwierig bewertet Herr Ambrosat, dass die theoretische Ausbildung weitestgehend nicht mehr im Landkreis durchgeführt wird. Auch das verschärft die Situation, geeigneten Nachwuchs zu finden.
Aktuell zeigen sich die Probleme im Elektrohandwerk und bei den Installateur- und Heizungsbauern.
Die Abbrecherrate nach einer begonnen Ausbildung liegt im Handwerk zwischen 25 – 30%. Um dem entgegenzuwirken sind Praktika sinnvoll.
Herr Ambrosat macht deutlich, dass Stralsund aus Sicht der Kreishandwerkerschaft Teil der Wirtschaftsfördergesellschaft Vorpommern bleiben sollte. Stralsund hat in der Region eine Führungsrolle, die dafür genutzt werden sollte, potenzielle Firmenansiedlungen zu ermöglichen.
Auf die Frage, wie der Ausschuss die Kreishandwerkerschaft unterstützen kann, nennt Herr Ambrosat verschiedene Möglichkeiten. Vorstellbar wäre die Teilnahme eines Ausschussmitgliedes bei den Innungszusammenkünften. Auch das Branchenverzeichnis spricht Herr Ambrosat an, eine bessere Kommunikation würde eventuell die Anzahl der Eintragungen erhöhen.
Herr Werner fragt, wie viele Aufträge prozentual in andere Regionen gehen und ob die Handwerker Ihre Dienste auch überregional anbieten. Da die meisten Betriebe eher klein sind, sind sie regional verortet und von der Entwicklung in der Region abhängig.
Herr Adomeit erkundigt sich, ob Fachkräftemangel in Stralsund und Umgebung ein Thema ist. Es gibt einzelne Bereiche, in denen ein Mangel an Fachkräften deutlich spürbar ist, Das Durchschnittsalter in den Betrieben liegt über 40 Jahre.
Herr Liefländer und Herr Ambrosat begrüßen die gute Zusammenarbeit mit der Verwaltungsspitze.
Herr Butter bittet Herrn Ambrosat um schriftliche Informationen zu der Arbeit der Kreishandwerkerschaft. Herr Ambrosat sagt zu, diese zur Verfügung zu stellen.
Herr Ihlo spricht nochmal die hohe Zahl von Ausbildungsabbrechern an. Dazu erklärt, Herr Ambrosat, dass diesbezüglich viele Faktoren eine Rolle spielen und das Problem schwer zu lösen ist.
Herr Professor Dr. Gronau weist darauf hin, dass sich durch den Anstieg der Abiturquote auch die Konkurrenzsituation verändert hat. Aus seiner Sicht liegt hier ein strukturelles Problem zu Grunde. Die Zusammenarbeit von Fachhochschule und Handwerk sollte verbessert werden, um Studienabbrecher in eine Ausbildung zu bringen.
Herr Ihlo bedankt sich für die Informationen und schließt den Tagesordnungspunkt.