Anfrage:
1.1
Ist es geplant zur Weiterentwicklung des Hafens ein maritimes Konzept für die Stadt zu entwickeln?
1.2
Wie viele Schiffsankünfte ( Handelsschifffahrt ) mit welcher Umschlagstonnage nach Gütern gab es in den letzten 10 Jahren?
1.3
Durch die Wiederherstellung der Solltiefe von 4.50 m der Bundesseewasserstraße Strelasund-Nordansteuerung kann welche Handelsschifffahrt mit welchen Destinationen, sowie Ladungstonnage erwartet werden?
1.4
Wie stellen sich derzeit die maritimen Beziehungen mit dem Baltikum sowie der Republik Russland dar und wie werden die Zukunftsaussichten eingeschätzt?
1.5
Welche Möglichkeiten sieht die Stralsunder Hafengesellschaft für die Intensivierung der maritimen Beziehung zur Republik Russland in den Bereichen Werftprodukte, produzierendes Gewerbe, Umschlagsgüter?
1.6
Wie lautet die Prognose für die Verladung der Produkte der Firma Teufelberger und welche Schiffstypen mit welchem Tiefgang sieht das Projekt vor?
1.7
Welche Grundstücke hat die Seehafen GmbH an wen zu welchem Zweck verkauft / verpachtet und welche könnte sie verkaufen oder verpachten?
1.8
Die beabsichtigte Herabstufung des Seehafens Stralsund ist öffentlich geworden. Wer vertritt die Interessen Stralsunds und von Vorpommern-Rügen mit welchem Auftrag bei der Neufassung des Landesentwicklungsplanes ( LEP ) und an welcher Stelle?
1.9
Die beabsichtigte Herabstufung hat, so ist zu befürchten, negative finanzielle Auswirkungen auf den Seehafen Stralsund. Stillstand ist Rückschritt. In die Weiterentwicklung unseres Seehafens müsste mit guten Konzepten stark investiert werden. Andere Häfen Deutschlands weiter westlich beweisen dies. Daher die Frage: Was tut sich?
1.10
Ist der genaue Termin der Ausbaggerung des Fahrwassers der Nordansteuerung bekannt?
Herr Fürst beantwortet die Anfragen wie folgt:
Zu 1.1
Es existiert ein solches Konzept mit dem Namen „Flächenvorsorgekonzept Seehafen Stralsund“, welches man im weitesten Sinne auch als ein Hafenentwicklungskonzept bezeichnen kann. Es hat über 200 Seiten und wurde im Mai 2012 fertiggestellt. Präsentiert wurde es vor dem Ausschuss für Wirtschaft und Gesellschafteraufgaben Anfang 2013.
Auftraggeber waren das Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung M-V – das Ministerium hat hierbei auch die Federführung innegehabt – sowie die Hansestadt Stralsund, das Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern und der Seehafen Stralsund.
Beteiligte an der Erarbeitung dieses Konzeptes waren
Ministerium für Verkehr, Bau und Landesentwicklung1 (MVBL) – Federführung,
Hansestadt Stralsund,
Gemeinde Wendorf,
Amt Niepars,
Seehafen Stralsund,
Stadtwerke Stralsund GmbH,
Amt für Raumordnung und Landesplanung Vorpommern,
Staatliches Amt für Umwelt und Landwirtschaft Stralsund (StALU Stralsund),
Wirtschaftsförderung des Landkreises Nordvorpommern,
Deutsche Bahn AG (DB Netz),
Wasser- und Schifffahrtsamt Stralsund und
REWA Stralsund.
Das Fazit dieses Konzeptes ist kurz zusammengefasst: Es gibt im Stadtgebiet Flächen, die für hafenaffine Nutzungen aktiviert werden können. Diese Flächen müssen aber stärker infrastrukturell erschlossen werden, sprich: sie benötigen eine bessere Anbindung an das Gleisnetz, das Straßennetz und die Bundeswasserstraße.
Zu 1.2
Im Mittel laufen ca. 400 Schiffe im Jahr den Stralsunder Hafen mit ca. 0,9 bis 1,1 Mio. Tonnen Ladung/Jahr an. Darin ist die ausschließlich über See ein- und ausgehende Tonnage enthalten.
Gutarten und Tendenzen:
400.000 – 500.000 Tonnen synthetische Gipse (steigend)
60.000 – 250.000 Tonnen Getreide/Ölsaaten (stark schwankend)
80.000 – 100.000 Tonnen Agrarbetriebsmittel (leicht steigend)
50.000 – 80.000 Tonnen Kalksteinschotter (schwankend)
30.000 – 80.000 Tonnen Baustoffe (schwankend)
20.000 – 160.000 Tonnen Bleche und Profilstahl (stark rückläufig wegen der Schiffbaukrise)
10.000 – 30.000 Tonnen Schrott (stark schwankend)
10.000 – 90.000 Tonnen Stammholz (stark schwankend)
6.000 – 10.000 Tonnen Tiefkühlgüter
Zu 1.3
Die Nordansteuerung hat insbesondere für kleinere Schiffseinheiten aus/in Richtung Dänemark, Norwegen, Benelux, Großbritannien Bedeutung. Es betrifft vor allem Stahlimporte, Getreide- und Ölsaatenexporte. Selbst bei einer Solltiefe von 4,50 m in der Nordansteuerung, ist der maximale Tiefgang für ein Schiff nur bis 3,70 m möglich.
Große Bedeutung hat die Nordansteuerung für die Ballastfahrt leer ein- oder ausgehender Schiffe, insbesondere aus Umweltsicht ist das bedeutsam, da eine deutlich weniger Belastung durch Einsparung der acht Stunden längeren Umfahrung Rügens eintritt.
Zu 1.4 und 1.5
Der Seehafen Stralsund ist seit 2005 auf der führenden Leitmesse der Transport- und Logistikwirtschaft für den russischen/baltischen und osteuropäischen Markt TRANSRUSSIA mit der Zielrichtung vertreten, den Logistikstandort und die maritime Wirtschaft Stralsunds zu vermarkten. Ergänzt werden diese Auftritte durch gezielte Teilnahme an Wirtschaftsdelegationsreisen, wie zuletzt ins Leningrader Gebiet/St. Petersburg oder nach Riga. Möglichkeiten des Erfolgs sind auf Grund der russischen Wirtschaftsstruktur und gerade wegen der aktuellen politischen Situation begrenzt.
Zu 1.6
Die Fa. Teufelberger geht bei ihren derzeitigen Planungen von ca. 170 Kranhüben für Projektladungen über die Kaikante aus. Das maximale Stückgewicht der Haspeln soll 200 t betragen.
Die zum Einsatz kommenden Schiffstypen sind noch völlig offen, vom Ponton über Stückgutschiff oder Massengutschiff, Binnenschiff bis hin zum Ro/Ro-Schiff ist alles denkbar und möglich.
Die Herausforderung an die Schifffahrt ist nicht das Gewicht der Haspel von 200 t. Dieses Gewicht führt nur zu einer Tiefgangsvergrößerung des Schiffes (je nach Schiffstyp() von 10 – 20 cm. Die Herausforderung ist die auftretende Punktlast im Laderaum, die auf die Spanten übertragen werden muss, und dafür ist konstruktiv nicht jedes Schiff geeignet.
Zu 1.7
Die SWS Seehafen GmbH verkauft grundsätzlich nur nicht betriebsnotwendige Grundstücke. Dies erfolgt vorzugsweise durch Übertragung auf die SES GmbH (Stadterneuerungsgesellschaft), um diese Grundstücke einer Neuordnung zuzuführen.
Als Beispiel sei hier die Nördliche Hafeninsel genannt, hier geht es um Verkehrsflächen.
Oder die Südliche Hafeninsel, hier geht es z. B. um Baugrundstücke.
Betriebsnotwendige Grundstücke werden generell nur verpachtet. So sind z. B. alle Nutzer von Flächen im Hafen für Lager- und Produktionszwecke jeweils Pächter dieser Flächen (Recyclingunternehmen, Baustoffhändler, Dienstleistungsunternehmen des Stahlhandels).
Zu 1.8
Zum Landesraumentwicklungsplan (LREP), 2. Beteiligung, wird die Hansestadt Stralsund
eine Stellungnahme abgeben. Diese Stellungnahme wird zurzeit durch die Verwaltung
vorbereitet.
Speziell zum Seehafen Stralsund enthält der Entwurf dieser Stellungnahme folgenden
Passus:
„Die Abstufung des Stralsunder Seehafens von einem landesweit bedeutsamen Seehafen zu einem (nur) bedeutsamen Seehafen ist abzulehnen.“
In der Stellungnahme erfolgt eine entsprechende fachliche Begründung.
An dieser Stelle verweist Herr Fürst auf die vom Oberbürgermeister gegebene Information unter TOP 6 und die geplante Beteiligung der Bürgerschaft und der Ausschüsse an der Stellungnahme der Hansestadt Stralsund zum LREP.
Zu 1.9
Das Flächenvorsorgekonzept für den Stralsunder Hafen wird schrittweise umgesetzt:
- Gleisanschluss Frankenhafen, welches derzeit das zweitgrößtes Infrastrukturvorhaben in der Hafenwirtschaft M-V ist
- Investitionen in die Infrastruktur des Maritimen Industrie- und Gewerbegebietes Franzenshöhe (wurde unter TOP 6 und der TO vom Oberbürgermeister vorgestellt)
- Ankauf von Flächen der ehemaligen Volkswerft und Herrichtung für andere gewerbliche Nutzungen (sogenanntes L-Grundstück an der ehemaligen Dockgrube des Schwimmdocks)
- Sicherung von Grundstücksflächen auf dem Dänholm für einen Kreuzfahrt-Anleger
Zu 1.10
Der Beginn der Baggerarbeiten wird in der 38. KW erfolgen. Die Baggerarbeiten werden im Dezember 2015 beendet sein. Es kommen 3 Hopperbagger (Laderaumsaugbagger) zum Einsatz. Das Baggergut – zu 100% Sand – wird zum Küstenschutz vor der Insel Hiddensee aufgespült werden.
Herr Adomeit fragt, ob der Kran, der im Bereich Teufelberg arbeiten sollte, schon bestellt ist.
Herr Fürst verneint diese Frage.
Herr Laack fragt, wann der Bau des Gleisanschlusses für den Frankenhafen beginnt.
Herr Fürst teilt mit, dass der Bau 2016 beginnt.