Beschluss: zur Kenntnis genommen

 

 


Anfrage:

1.    Wie viele finanzielle Mittel hat die Hansestadt Stralsund seit 2006 an die WFG

gezahlt?

2.  Wie viele Unternehmen wurden bisher durch die WFG in der Hansestadt Stralsund

     angesiedelt?

3.  Wie viele Arbeitsplätze wurden seit 2006 in der Hansestadt Stralsund durch die WFG

     geschaffen?

4.  Warum ist die Hansestadt Stralsund Mitglied der WFG, obwohl  es in Stralsund ein

     Eigenes Wirtschaftsamt gibt?

5.  Werden Projekte, die durch die WFG betreut werden, mit der Wirtschaftsförderung in

     Stralsund abgestimmt?

6.  Warum sind im Beirat der WFG keine Stralsunder Unternehmen vertreten?

7.  Ist der Landkreis Vorpommern- Greifswald noch Mitglied  in der WFG?

8.  Kann die WFG überhaupt Stralsunder Interessen vertreten, wenn in der

     Strukturschwächsten Region der EU jede Unternehmensansiedlung ein Politikum

     geworden ist?

9.  ist das Anwerben von ausländischen Fachkräften durch die WFG auf Grund der

     Werftenpleite im Sinne der Hansestadt Stralsund?

10. Wurden die Interessen der Hansestadt Stralsund überhaupt jemals durch die WFG

      Vertreten, wenn ja, wie hat sich das seit 2006 in der wirtschaftlichen Entwicklung der

      Hansestadt Stralsund wiedergespiegelt?

 

Herr Fürst beantwortet die Anfrage wie folgt:

 

 

Zu 1.:

Von 2011 (dem Zeitpunkt des Beitritts der Hansestadt Stralsund zur WFG Vorpommern) bis heute zahlte die Hansestadt Stralsund je 50.000 EUR pro vollem Geschäftsjahr, somit insgesamt 187.500 EUR an Gesellschafterzuschüssen. Zusätzlich erfolgte die Zahlung einer Stammeinlage in Höhe von 12.500 EUR im Jahre 2011.

 

Zu 2. und 3.

Die WFG siedelt weder an noch schafft sie Arbeitsplätze außerhalb des eigenen Unternehmens, sondern sie unterstützt Firmen und Unternehmer, u.a. bei Ansiedlungs- und Investitionsvorhaben. Die Arbeitsplätze werden dann durch die Unternehmen selbst geschaffen.

Von der WFG wurden bisher über 40 erfolgreiche Ansiedlungs- und Erweiterungsvorhaben in ganz Vorpommern begleitet, wodurch weit über 3.000 Arbeitsplätze neu geschaffen worden sind. Darunter befanden sich auch Stralsunder Projekte wie etwa arvato services, adesso oder Unister. Doch auch durch im Umland Stralsunds erfolgte Neuansiedlungen werden Arbeitsplätze für Stralsunder Bürgerinnen und Bürger geschaffen. So sind allein bei der Ferrum Technik / Cover all GmbH´s in Groß Lüdershagen und der biosanica Manufaktur GmbH am Pommerndreieck, die beide durch die WFG unterstützt wurden, nach Angaben der Geschäftsführungen ca. 50 Stralsunderinnen und Stralsunder beschäftigt. Auch von weiteren, von der WFG begleiteten Betrieben auf Rügen, in Greifswald oder in Lubmin ist bekannt, dass sie Stralsunder Mitarbeiter beschäftigen.

 

Zu 4.:

Die Hansestadt Stralsund erwartet von der WFG insbesondere eine verstärkte überregionale, nationale und internationale Vermarktung des Wirtschaftsstandortes Stralsund. Dies ist bislang durch das Amt für Wirtschaftsförderung weder personell noch finanziell leistbar.

 

 

Zu 5.:

Abstimmungen erfolgen regelmäßig im Arbeitskreis der vorpommerschen Wirtschaftsförderer, der von der WFG organisiert und geleitet wird, sowie bilateral auf Arbeitsebene. Außerdem erfolgen Abstimmungen, Beschlussfassungen und Festlegungen in den Gesellschafterversammlungen. Der aus 13 Vertretern bestehende, beratend tätige Beirat gibt Anregungen und Empfehlungen zur Arbeit der WFG Vorpommern.

 

Zu 6.:

Die Beiräte werden durch die Gesellschafterversammlung auf Vorschlag der einzelnen Gesellschafter berufen. Vom Gesellschafter Hansestadt Stralsund wurde Prof. Michael Klotz von der FH Stralsund vorgeschlagen und dieser wurde durch die Gesellschafterversammlung auch berufen.

 

Zu 7.:

Neben dem Landkreis Vorpommern-Rügen, den Städten Stralsund und Greifswald und der Sparkasse Vorpommern ist auch der Landkreis Vorpommern-Greifswald Mitgesellschafter.

 

Zu 8.:

Die WFG Vorpommern vertritt die Interessen Vorpommerns und somit immer auch die Interessen der Hansestadt Stralsund. Beispiele von Unternehmensansiedlungen, die zum Politikum geworden wären, sind der WFG nicht bekannt. Falsch ist, dass Vorpommern zu den strukturschwächsten Regionen der EU zählt. Vielmehr ist Mecklenburg-Vorpommern seit 2014 nicht mehr sog. Ziel-1-Gebiet, wodurch schon deutlich wird, dass andere europäische Regionen als wesentlich strukturschwächer anzusehen sind.

 

Zu 9.:

In der Region Vorpommern herrscht nachgewiesenermaßen ein wachsender Bedarf an Fachkräften in den unterschiedlichsten Bereichen, so zum Beispiel in Hotellerie und Gastronomie, in der Gesundheitswirtschaft, aber auch in Industrie und Handwerk. Extrem schwierig ist es für zahlreiche Betriebe inzwischen auch geworden, geeignete Bewerber für Ausbildungsplätze zu finden. Die nach aktueller Aussage der Agentur für Arbeit Stralsund 250 arbeitslosen ehemaligen Mitarbeiter der Volkswerft können die vorgenannten Bedarfe in keiner Weise decken. Insofern ist die Vermarktung der Region als attraktiver Ort zum Leben und Arbeiten und das Fachkräfte- und Zuzugsmarketing der WFG Vorpommern ein wichtiger Beitrag, die Wirtschaftsentwicklung zu sichern und zu befördern. Außerdem zielen die Standortmarketing-Aktivitäten auch darauf ab, Zuzug zu generieren, um so dem demografisch bedingten Bevölkerungsrückgang entgegen zu wirken und so Nachfrage und Umsatz für einheimische Unternehmen, zum Beispiel aus Einzelhandel und Handwerk, zu sichern.

 

Zu 10.:

Werden Interessen und Vorschläge von der Hansestadt Stralsund – über die Gremien oder auf der Arbeitsebene – an die WFG herangetragen, werden diese auf Umsetzung oder Unterstützung geprüft und gemeinsam verfolgt. Daneben gibt es eine Vielzahl von Aktivitäten der WFG, die mit Stralsunder Unternehmen oder Institutionen durchgeführt wurden. Exemplarische Beispiele hierfür sind:

-              Betreuung oder Mitbetreuung von Unternehmerprojekten in oder aus Stralsund,

-              Beteiligung mehrerer Stralsunder Unternehmen an der Imagekampagne „Leben und Arbeiten in Vorpommern. Deutschlands Sonnendeck“,

-              WFG-Veranstaltungen in Stralsund, wie etwa: das Unternehmerforum Schiff- und Metallbau (durchgeführt zum Beispiel bei Ostseestaal, geplant an der FH Stralsund) oder Informationsveranstaltung zu Fördermöglichkeiten,

-              (Mit-)Organisation und (tw. finanzielle) Unterstützung von Veranstaltungen und Events in Stralsund wie etwa STeP-Kongress, IT-Messe oder Regionalproduktemesse,

 

-              Studien und Befragungen wie etwa die Unternehmensbefragung Vorpommern 2010 (i.Z.m. der FH Stralsund), die Energiepreisstudie zu Strompreisen in Mecklenburg-Vorpommern (i.Z.m. der FH Stralsund), die Unternehmensbefragung 2012 des Regionalen Übergangsmanagements (zum Ausbildungsverhalten von Betrieben i.Z.m. der FH Stralsund) oder die Studie „Handlungsansätze für strategische Kooperationen zwischen den Häfen in Vorpommern“ (beauftragt vom Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommern, u.a. unter Beteiligung des Seehafens Stralsund),

-              EU-Projekt MARRIAGE (i.Z.m. der Tourismuszentrale Stralsund als Projektpartner und dem Amt für Wirtschaftsförderung / Stadtmarketing als kooptierten Partner) und

-              In Vorbereitung befindliche Projekte wie der 1. Immobilientag Vorpommern in Stralsund am 29./30. April (mit Unterstützung durch mehrere Stralsunder Unternehmen) und das Projekt „Unternehmerreisen“ i.Z.m. der Tourismuszentrale Stralsund.

 

 

Herr Adomeit erfragt, wie man sich die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftsfördergesellschaft und der Verwaltung vorstellen kann.

 

Herr Fürst antwortet, dass regelmäßig (ca. alle 2 Monate) Treffen der Wirtschaftsförderer, zum fachlichen Austausch über anstehende Projekte, stattfinden.

Es besteht auch ständiger Kontakt zu anderen Wirtschaftsförderungen, wie z.B. Hansestadt Greifswald.

 

 

Herr Adomeit stellt an Herrn Dr. Badrow die Frage, wie eine Beiratswahl abläuft und warum Herr Prof. Dr. Klotz vorgeschlagen wurde und nicht beispielsweise Frau Waschki von der Stralsunder Mittelstandsvereinigung.

 

Herr Dr. Badrow erläutert, dass Herr Prof. Klotz eine gute Wahl ist, da über ihn eine bedeutende Ansiedlung gekommen ist, viele Professoren aus dem Unternehmertum kommen und wissen was sie dort tun. Des Weiteren haben sie gute Kontakte. Der inhaltliche Schwerpunkt lag damals auf Datenverarbeitung und die Gesamtkraft der Wirtschaftsfördergesellschaft sollte darauf konzentriert werden. Wenn Frau Waschki als Sekundärvorschlag vorliegt, denkt Herr Dr. Badrow gern darüber nach.

 

Herr Riedel betont, dass ein Vertreter aus Stralsund in diesem Beirat zu wenig ist.

 

Herr Adomeit drückt sein Unverständnis darüber aus, dass der Seehafen Mukran/Sassnitz ebenfalls gefördert wird, aber einer der größten Konkurrenten des Stralsunder Hafens ist.

 

Herr Fürst antwortet, dass der Hafen Mukran mit dem Hafen Stralsund nicht vergleichbar ist. Mukran hat einen klassischen Fährhafen. Der Stralsunder Hafen ist ein Spezialhafen mit Spezialgütern und es ist eine Eisenbahnanbindung vorhanden, die nicht auf die Ziegelgrabenbrücke angewiesen ist. Er ist dichter an Wirtschaftszentren wie z.B. Berlin.

Wenn Anfragen für Aufträge kommen, die Stralsund nicht erfüllen kann, werden sie an Mukran umgeleitet, damit es regional bleibt.

 

Herr Dr. Badrow erklärt, dass auch Greifswald kein Konkurrent ist, sondern dass man zusammen mehr auf die Beine stellen kann. Des Weiteren kann man bei einer Summe von 50.000 € für die Wirtschaftsfördergesellschaft, mit der Personal bewegt werden soll, damit es Unternehmensansiedlung in Stralsund gibt, nicht darüber nachdenken den Hafen zu subventionieren, da dies um Weiten teurer wäre.