Einreicher: SPD-Fraktion
Beschlussvorschlag:
Die Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund beschließt:
Der Oberbürgermeister wird beauftragt, unverzüglich* geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um den zunehmenden Problemen des Einzelhandels in der Innenstadt entgegenzuwirken.
Begründung:
Die Umsatzprobleme
des innerstädtischen Einzelhandels nehmen dramatisch zu. Praktisch täglich
berichten die Medien bundesweit insbesondere über die Warnungen von
Handelsverband Deutschland (HDE) und IHK, bis zu 50.000 Einzelhandelsstandorte in
Deutschlands Innenstädten seien existenziell gefährdet; es drohe eine Verödung
der Innenstädte. Dies betrifft vor allem Bekleidungsgeschäfte, die einen
Kernbereich der Stralsunder Altstadt darstellen.
Schon vor Corona war
ein stetiger Anstieg des Online-Handels zu beobachten. Diese Tendenz ist durch
Corona deutlich verstärkt worden, und es ist kaum damit zu rechnen, dass diese
Umsätze in die Innenstädte zurückkehren werden. Hinzukommt, dass Shoppen mit
Maske und ohne begleitenden Museums-, Café- oder Restaurantbesuch kaum wirklich
Spaß macht und deshalb nur noch sehr eingeschränkt stattfindet.
Nach Einschätzung
des Handelsverbands Deutschland werden die Probleme im bevorstehenden Winter
massiv zunehmen. Rostocker Händler sind verzweifelt: “Im Frühjahr ist die
Innenstadt tot!“ (OZ 16.11.) Und besonders in der Stralsunder Altstadt macht
sich das Ausbleiben der Touristenströme deutlich bemerkbar.
Umso wichtiger ist
es, jetzt rasch wirksame Unterstützung zu entwickeln und anzubieten und dazu
die breite Expertise von HDE und IHK zu nutzen. Dabei kommen insbesondere
folgende Maßnahmen in Betracht:
- Angebot zur Hilfe bei Mietproblemen zur
Vermeidung von Geschäftsaufgaben und evtl. anschließenden Leerständen
durch Erarbeitung eines Gewerbemieten- Katasters
- Schaffung eines flächendeckenden WLAN-
Angebotes für die Altstadt
- Bildung eines „Arbeitskreises Altstadt“
von städtischer Wirtschaftsförderung und interessierten
Einzelhändler*innen
- Erarbeitung eines Einkaufsführers für
die Altstadt nach Vorbild der Stadt Verden(Aller)
- Erarbeitung einer gemeinsamen Online-
Plattform für den Einzelhandel der Altstadt
- Programm zur Nutzung leerstehender
Schaufenster – siehe Programm „Schlaufenster“ der Stadt Einbeck
- Entwicklung von kleineren Marketing-
Events insbesondere auch kultureller Art (Kleinkunst, Straßenmusik u.v.m.)
für die Zeit nach Corona.
Manche
Einzelhändler*innen klagen zudem darüber, dass sie in den Überlegungen zur
Entwicklung ihres Betriebes durch drohende Erweiterung des Strelaparks und
Ansiedlung von XXXLutz mit ihren jeweils massiven innenstadtrelevanten
Sortimenten „ausgebremst“ werden. Es wäre deshalb gerade zum jetzigen Zeitpunkt
ein überaus ermutigendes Signal, wenn die Hansestadt vor dem Hintergrund der
neueren Entwicklungen diese Pläne aufgeben würde, zumal aufgrund der aktuellen
Arbeitsmarktentwicklung kaum mit steigender Kaufkraft zu rechnen ist.
Über den Stand der
Überlegungen ist regelmäßig in den Ausschüssen für Stadtmarketing und für
Wirtschaft, Tourismus und Gesellschafteraufgaben zu berichten.
*unverzüglich =
„ohne schuldhaftes Zögern“, d.h. nicht zwingend sofort, aber so schnell wie
irgend möglich