Betreff
Waldbewirtschaftung und Nachhaltigkeit
Einreicherin: Josefine Kümpers, Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/DIE PARTEI
Vorlage
kAF 0157/2019
Art
kleine Anfrage

Anfrage:

 

  1. Welche Aufwendungen und Erträge wurden jeweils in den Jahren von 2014 bis 2019 mit der forstlichen Nutzung der Wälder der Hansestadt Stralsund erzielt?
    (Bitte einzeln aufführen.)

 

  1. Gibt es auf den Forstflächen der Hansestadt Stralsund Bereiche, die den Forderungen der „Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt“ hinsichtlich

    1. der zwei Prozent Wildnisgebiete und
    2. fünf Prozent Wald mit natürlicher Waldentwicklung


nachkommen und wenn nein, wieso nicht?

 

  1. Welche finanziellen Auswirkungen hätte eine nachhaltige Waldbewirtschaftung auf den Flächen der Hansestadt Stralsund?

    (Zum Beispiel die Etablierung von Nieder- oder Hutewäldern, der Einsatz von Rückepferden, eine Zertifizierung nach dem Naturland-Verband und ein hoher Anteil an Totholz und Altbäumen)

 


Aussprache: Ja/  Nein


Begründung:

 

Die Wälder auf Stralsunder Boden im Stadtgebiet und außerhalb (z.B. auf Rügen) sind in einem besorgniserregenden Zustand. Die Stadtverwaltung hat auf Anfrage unserer Fraktion (kAF 0117/2019) Schädigungen auf über 25% der Fläche benannt. Eine nachhaltige Waldbewirtschaftung erhöht die Widerstandsfähigkeit dieser wichtigen Ökosysteme.

 

 

 

Von den einheimischen rund 3.000 Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands sind nach der aktuellen Roten Liste 26,8 Prozent bestandsgefährdet (und 1,6 Prozent ausgestorben oder verschollen). Von den einheimischen Tierarten Deutschlands sind 36 Prozent bestandsgefährdet (und drei Prozent ausgestorben oder verschollen). Von den in Deutschland vorkommenden Lebensräumen sind 72,5 Prozent gefährdet. Deutschland erreicht mit diesen Gefährdungsraten mit die höchsten Werte in Europa.

 

Dafür verantwortlich sind unter anderem lokale Defizite bei der Waldbewirtschaftung (der zu geringe Anteil von Alters- und Zerfallsphasen sowie von Höhlenbäumen und Totholz, strukturarme Bestände, nicht standortgerechte Baumarten, unangepasste Forsttechnik und Holzernteverfahren). Wichtig ist also ein ausreichender Alt- und Totholzbestand.

Dem Kabinettsbeschluss der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt aus dem Jahr 2007 ist zu entnehmen, dass in Deutschland auf zehn Prozent der Landesflächen ein repräsentatives und funktionsfähiges System vernetzter Biotope entstehen soll.

 

Dieses Netz ist geeignet, die Lebensräume der wildlebenden Arten dauerhaft zu sichern und ist integraler Bestandteil eines europäischen Biotopverbunds.

Bis zum Jahr 2020 kann sich die Natur auf zwei Prozent der Fläche Deutschlands wieder nach ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten ungestört entwickeln und Wildnis entstehen (sogenannte Wildnisgebiete). Außerdem beträgt bis 2020 der Flächenanteil der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung fünf Prozent der Waldfläche.