Sachverhalt:
Die
Entwicklung seit 1989 war mit tiefgreifenden Veränderungen und einem
nachhaltigen Strukturwandel in den 5 neuen Bundesländern verbunden. Diese
vollzogen sich ebenso in der Hansestadt Stralsund.
Wirtschaftlich
hat es mit der Schließung zahlreicher strukturbestimmender Betriebe große
Einschnitte gegeben. So sind heute nicht mehr Schiffbau und Hafenbetrieb die
tragenden Wirtschaftszweige, sondern der Dienstleistungs- und
Verwaltungssektor.
Die
einst stark sanierungsbedürftige Altstadt ist wieder das Zentrum der Stadt,
neue Wohngebiete, vor allem für den individuellen Wohnungsbau entstanden, die
Infrastruktur wurde verbessert, die Straßen neu gestaltet, die
Versorgungsleitungen erneuert. Moderne Einkaufszentren und Nahversorger sichern
die bedarfsgerechte Versorgung der Bevölkerung.
Auch
in Bezug auf die Bevölkerungsstruktur haben diese zurück liegenden
Entwicklungen in der Hansestadt ihre Spuren hinterlassen. Familien mit Kindern
sind ins Umland abgewandert, vor allem jüngere Menschen sind arbeitsbedingt in
die alten Bundesländer gezogen.
Das
führte ab dem Jahr 2000 zu Wohnungsleerständen, vor allem in Grünhufe und
Knieper West. Seit 2002 wurde mit Hilfe von Stadtumbau-Fördermitteln ein Teil
der leer stehenden Wohnungen durch Rückbau abgerissen. Aus diesem Anlass wurde
2002 erstmalig ein Integriertes Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet und
von der Bürgerschaft beschlossen. Mit den großen Stralsunder
Wohnungsunternehmen werden seit dieser Zeit kontinuierlich Abstimmungen über
die Trends und Entwicklungen am Wohnungsmarkt und die Erarbeitung verschiedener
Strategien und Konzepte zur Anpassung des Wohnungsbestandes an die
Herausforderungen des demografischen Wandels und zur Reduzierung des
Wohnungsleerstandes geführt.
Die
Bürgerschaft beauftragte am 14.01.2010 die Verwaltung, ein Konzept zu den
wohnungspolitischen Herausforderungen bis 2030 zu erarbeiten (Beschl.-Nr.: 2010-V-01-0176).
Die seit einigen Jahren allmählich spürbaren Auswirkungen des demografischen Wandels hatten letztlich auch dazu geführt, dass die Bürgerschaft im November 2010 (Beschl.-Nr.: 2010-V-09-0367 vom 18.11.2010) die Verwaltung mit der Erarbeitung eines „Handlungskonzeptes demografischer Wandel Stralsund“ beauftragte. Beide Themen sind wichtige Bestandteile des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK), so dass sich daraus das Erfordernis einer Fortschreibung des ISEK ergab.
Beschlussvorschlag:
Die
Bürgerschaft der HST beschließt:
Die Fortschreibung des Integrierten Stadtentwicklungskonzeptes (ISEK) 2014 wird zur Kenntnis genommen und gebilligt.
Lösungsvorschlag:
Im
Jahr 2011 wurde mit der Aktualisierung bzw. Fortschreibung des ISEK begonnen.
Es wurden umfangreiche Analysen u. a. zur Bevölkerungsentwicklung der letzten
Jahre und dem Wanderungsverhalten der Stralsunder durchgeführt und diese in
mehreren Fachveranstaltungen u.a. mit Mitgliedern der Fraktionen der
Bürgerschaft diskutiert. Darüber hinaus wurden zahlreiche Gespräche mit den großen
Wohnungsunternehmen geführt und Wohnungsbaupotenziale im Stadtgebiet ermittelt.
Im
April 2013 wurden die Ergebnisse der Themenbereiche Demografie und Wohnen in
einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse für Bau, Ordnung, Umwelt und
Stadtentwicklung und Wirtschaft und Gesellschafteraufgaben vorgestellt.
Im
weiteren Verlauf der Bearbeitung wurden in 2013 die Themen Demografischer
Wandel und Arbeitsmarkt, Kinderbetreuung
und Schulen sowie Seniorenbetreuung und Pflege untersucht und mit mehreren
Fachgremien wie z. B. Arbeitsamt, Handwerkskammer diskutiert.
Nunmehr
liegt die Fortschreibung 2014 für das Integrierte Stadtentwicklungskonzept
(ISEK) der Hansestadt Stralsund für die 4 Themenbereiche
-
Demografie und Wohnen
-
Kinderbetreuung und Schulen
-
Demografischer Wandel und Arbeitsmarkt und
-
Seniorenbetreuung und Pflege vor.
Dabei
sind folgende Haupterkenntnisse zu nennen:
·
Der
seit 1990 fortwährende Negativtrend bei der Bevölkerungsentwicklung konnte in
den zurückliegenden Jahren aufgehalten werden. Die Überlagerung von
Umlandwanderungen und arbeitsbedingten Fernwanderungen führten anfangs mit den
Geburtendefiziten dazu, dass die Einwohnerzahl Stralsunds stark gesunken ist.
Inzwischen konnte die Umlandwanderung umgekehrt werden, so dass im Saldo in den
letzten Jahren eine konstante Einwohnerzahl zu verzeichnen war.
·
Die
in den letzten Jahren angeschobene Sanierung der Altstadt und der
Frankenvorstadt, die Entwicklung von Wohngebieten insbesondere für den
individuellen Wohnungsbau, die Anpassung vorhandener Wohngebiete an die
demografischen Erfordernisse und der Rückbau dauerhaft nicht mehr benötigter
oder nicht sanierungsfähiger Wohnungen vorrangig in Grünhufe und Knieper West
müssen durch die Entwicklung weiterer attraktiver Wohnstandorte und dabei insbesondere
wassernaher Standorte ergänzt werden, um weiterhin Wanderungsgewinne erzielen
zu können.
·
Die
Ansiedlung bzw. Schaffung attraktiver Arbeitsplätze muss weiter vorangetrieben
werden. Hierbei nimmt die koordinierende und bündelnde Funktion des Amtes für
Wirtschaftsförderung/Stadtmarketing der Stadtverwaltung bei der Verflechtung
von Wissenschaft (Fachhochschule Stralsund) und Wirtschaft eine
Schlüsselstellung ein.
·
Die
vorhandenen Infrastruktureinrichtungen für Kinder (KiTas und Schulen) müssen
erhalten und fortentwickelt werden, um künftige Bedarfe abdecken zu können.
·
Die
Anpassung der Wohnungen an die Bedürfnisse der älter werdenden Bewohner muss
weiter vorangetrieben werden, um den Anforderungen an einen attraktiven
Wohnstandort gerecht werden zu können.
Das als Anlage
beigefügte ISEK formuliert auf der Grundlage dieser Ergebnisse entsprechende
Handlungsempfehlungen zu den einzelnen Themen:
- Qualitative und bedarfsgerechte Verbesserung des Wohnungsangebotes,
d. h. Schaffung eines differenzierten Wohnungsangebotes für
unterschiedliche Bevölkerungsgruppen, darunter auch
generationsübergreifendes Wohnen, altengerechtes und betreutes Wohnen,
barrierefreies Wohnen sowie Angebotsdifferenzierung in verschiedenen
Mietpreissegmenten, Vermeidung von sozialen Problemquartieren, Integration
verschiedener Bevölkerungsgruppen in den Stadtgebieten
- Anpassung des Wohnungsbestandes an den demografischen Wandel, d. h.
Erhalt und weitere Aufwertung der inneren Stadtgebiete Altstadt,
Frankenvorstadt, Tribseer Vorstadt; Rückbau von dauerhaft leer stehenden
Wohnungen bevorzugt in Grünhufe und Knieper West sowie Entwicklung von
hochwertigen Neubaustandorten
- Sicherung und Fortentwicklung aller Kindertagesstätten, Horte und
Schulen
- Forcierung der Ansiedlung forschungsintensiver Unternehmen, um
Potenziale der Fachhochschule zu nutzen, den Nachwuchs in der Region zu
halten und Anreize für Fachkräfte aus anderen Bundesländern, der EU und
anderen Staaten zu schaffen
- Ausbau der Kapazitäten im ambulanten und stationären Bereich der
Altenpflege sowie weitere Sensibilisierung der großen Wohnungsunternehmen
für den seniorengerechten Umbau von Wohnungen.
Mit der Bestätigung der Fortschreibung durch
die Bürgerschaft der Hansestadt Stralsund stellt das ISEK die Grundlage für
künftige städtebauliche Planungen und ein zentrales Steuerungsinstrument der
Stadtentwicklung dar, nicht zuletzt im Hinblick auf den Einsatz von
Förderprogrammen und zur Finanzierung von Maßnahmen.
Alternativen:
Sollte die Bürgerschaft diese ISEK-Fortschreibung nicht beschließen, so gilt das 2002 beschlossene ISEK auch für die o.a. Themenbereiche fort. Aufgrund veränderter Annahmen und Rahmenbedingungen würde somit keine vorausschauende und nachhaltige Stadtentwicklungsstrategie für die Hansestadt existieren.