Anfrage:
1. Wie beurteilt die Verwaltung / SWS die aktuelle sowie die künftige Auslastung des
Stromnetzes unter Berücksichtigung steigender E-Auto-Zahlen in Stralsund? Kann es zu Überlastungen des Stromnetzes kommen?
2. Werden bei der Erschließung von neuen Bebauungsgebieten bereits die kommenden
Anforderungen an das Stromnetz berücksichtigt?
3. Inwieweit werden bereits jetzt Investitionen für das Stromnetz vorgenommen und welchen finanziellen Bedarf sieht die Verwaltung / SWS für die kommenden Jahre?
Die Beantwortung erfolgt schriftlich mit folgendem Inhalt:
Die Stadtwerke
begrüßen diese Anfrage, da sie einerseits das Interesse an der steigenden
Elektromobilität aufzeigt aber auch ganz konkret die Herausforderungen der nahen
und mittleren Zukunft aufwirft.
Lt. Statistik der
Bundesnetzagentur werden zum jetzigen Zeitpunkt in
Normalladepunkte Schnellladepunkte
<
22 kW > 22
kW
davon Deutschland 41.993 Stück 7.214 Stück
davon Mecklenburg-Vorpommern 441 Stück 84 Stück
davon LK Vorpommern-Rügen 77 Stück 8 Stück
davon Hansestadt Stralsund 5 Stück 1 Stück
davon SWS Energie GmbH im LK VR 17 Stück 2 Stück
betrieben.
Der Trend zur
Elektromobilität wird mittelfristig anhalten. Die infrastrukturellen
Voraussetzungen müssen hierfür geschaffen werden. Für den Stromnetzausbau sind
die Übertragungsnetzbetreiber und Verteilnetzbetreiber verantwortlich. Für
einen koordinierten, beschleunigten und transparenten Netzausbau bildet das
Energiewirtschaftsgesetz (EnWG), das Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG), das
Netzausbaubeschleunigungsgesetz (NABEG) und das Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG)
die gesetzliche Grundlage.
Im ersten Teil
werden die konkreten 3 Fragen beantwortet. Darüber hinaus wird auf die
aktuellen und zukünftigen Planungen im Feld der Elektromobilität eingegangen.
zu 1.:
Der Trend zur
E-Mobilität führt zu einer stärkeren kapazitätsmäßigen Auslastung des
Stromnetzes. Eine Überlastung des Stromnetzes in der Hansestadt Stralsund im Sinne
eines Netzversagens kann aufgrund der Anmelde- und Genehmigungspflicht beim
Netzbetreiber SWS Netze GmbH ausgeschlossen werden.
Wunsch und
Erfordernis von Ladepunkten insbesondere bei höheren Leistungen muss bereits
zum heutigen Zeitpunkt mit den zur Verfügung stehenden Kapazitäten abgeglichen
werden, um geeignete Standorte netztechnisch festzulegen. Anfang des Jahres
2022 werden die städtischen von der LEG betriebenen Parkhäuser mit insgesamt 10
Ladepunkten ausgestattet. An einem anderen Standort in der Altstadt beteiligt
sich die SWS Energie GmbH an einer Fördermittelausschreibung für eine
Schnellladesäule (2 Ladepunkte mit je75 kW). Die in unmittelbarer Nähe
befindliche Trafostation hat eine nutzbare Leistungsreserve von 136 kW.
Zum jetzigen Zeitpunkt
werden 3 weitere Schnellladesäulen in der Hansestadt Stralsund errichtet bzw.
sind bereits in Betrieb genommen (Autohof Borbe an der Koppelstraße, Total
Tankstelle an der Werftstraße, Mc Donalds an der Greifswalder Chaussee). Die in
Bau bzw. in Betrieb befindlichen Schnellladesäulen sind an eine neu zu
errichtende intelligente MS-Trafostation anzuschließen.
Wallboxen (≤
11 kW) welche für das Laden im häuslichen und gewerblichen Bereich zum Einsatz
kommen, sind in den meisten Fällen über die bestehenden Hausanschlüsse
realisierbar. Auch für diese besteht durch den Installateur eine Anmeldepflicht
beim Netzbetreiber. Zum jetzigen Zeitpunkt wurden bei der SWS Netze GmbH ca. 90
Ladeeinrichtungen mit ca. 130 Ladepunkten angemeldet. Bei Wallboxen wird von einer
hohen Dunkelziffer ausgegangen.
zu 2.:
Seit 2018 wird bei
der Erschließung von neuen Bebauungsgebieten ein zusätzlicher Leistungsbedarf
durch Ladeinfrastruktur bei der Dimensionierung des Stromnetzes und der
Trafostationen berücksichtigt. Selbstverständlich trifft dies auch auf
Ersatzinvestitionen und Erneuerungen im Stromnetz der SWS Netze GmbH zu. Jedes
mögliche Mitverlegungsobjekt, ob REWA- oder städtische Baumaßnahme, wird
geprüft und größtenteils auch für die Erneuerung und Verstärkung genutzt.
Die
Erschließungsträger werden durch die SWS Netze GmbH auf die
Ausstattungspflichten von Parkplätzen mit Ladepunkten und zusätzlichen
Leerrohren für steigenden Bedarf hingewiesen. Dies wird protokollarisch
dokumentiert.
zu 3.:
Wie bereits unter
Antwort 2 geschrieben, werden diese für einen sicheren Netzbetrieb
erforderlichen Investitionen bereits zum gegenwärtigen Zeitpunkt getätigt. In
neuen Trafostationen wird digitale Technik (intelligente Trafostationen)
verbaut, welche ein Monitoring der Lastentwicklung im jeweiligen Stromnetz
unterstützt. Größere Dimensionen im Mittel- und Niederspannungsnetz sowie
intelligente Trafostationen sind selbstverständlich mit höheren Kosten
verbunden.
Im kommenden Jahr
2022 wird das Umspannwerk Knieper mit einem Investitionsvolumen von 1,4 Mio €
umgebaut, um den steigenden Bedarf im Stromnetz der Hansestadt Stralsund
gerecht zu werden. Die Übergabestation Greifswalder Chaussee wurde im Zuge der
Erweiterung der Störtebeker Braumanufaktur und der Erschließung südlicher Hafen
im Jahre 2014 neu gebaut.
Die SWS Netze GmbH
hat seit 2018 bei Neuinvestitionen in das Mittelspannungsnetz der Hansestadt
Stralsund den steigenden Bedarf an Elektromobilität und EEG-Strom (insbesondere
PV-Anlagen) berücksichtigt. Diese Herausforderung der umzusetzenden Maßnahmen
für eine bedarfsorientierte Versorgungssicherheit sind ebenfalls mit hohen
Investitionskosten verbunden
Aktuelle und
zukünftige Planung im Bereich der E-Mobilität
Die
Elektromobilität ist als eigener Geschäftsbereich der SWS Energie GmbH
personell mit einer Stelle noch unterbesetzt. Anfang 2022 wird ein zusätzlicher
Mitarbeiter eingestellt. Dieser Zuwachs ist insbesondere aufgrund des Bedarfes
beim privaten Laden per Wallbox dringend erforderlich. Der Ausbau von privaten
und gewerblich genutzten Wallboxen erfolgt nicht nach einem konzeptionellen
Ansatz, sondern entsprechend der Nachfrage. Innungsveranstaltungen des
Elektrohandwerks wurden und werden durch die SWS Energie GmbH für
Informationen/Schulung und Bekanntmachung der Leistungen der SWS und ihrer
Töchter genutzt.
Wie in der
Beantwortung der obigen Fragen bereits deutlich geworden, muss bei einem
größeren Bedarf von Ladeinfrastruktur, wie z.B. in Parkhäusern oder größeren
Parkplätzen, zum jetzigen Zeitpunkt eine detaillierte Prüfung der freien
Trafokapazität erfolgen. Mittels eines Lademanagements kann die zur Verfügung
stehende Leistung auf viele Ladepunkte sinnvoll verteilt werden. Über den
gesamten Ladezyklus ist der Leistungsbedarf nicht konstant und gerade beim
AC-Laden hängt der Leistungsbedarf vom PKW-Modell ab.
Bzgl. der
öffentlichen Ladeinfrastruktur ist der Ausbau bisher anhand der vorhandenen
Stromnetzkapazität erfolgt, da der Netzanschluss einen wesentlichen Teil der
Investition darstellt.
Im Laufe des 1.
Halbjahres wird gemeinsam mit dem Bauamt entsprechend den Verkehrsplanungen der
Hansestadt ein Bedarfskonzept für die öffentliche Ladeinfrastruktur erstellt.
Über die
Ladeinfrastruktur hinaus wird das Stromnetz auch durch den verstärkten Einsatz
von Wärmepumpen belastet.
Auf diesen Fakten
und Zukunftserwartungen basierend werden die SWS Netze GmbH ein
Mittelspannungsentwicklungskonzept erarbeiten.
Der Betrieb von
öffentlicher Ladeinfrastruktur ist zur Schließung der bekannten
Wirtschaftlichkeitslücke in mehreren Förderaufrufen des Bundes gefördert
worden. Für die bisher installierten Ladepunkte sind diese Fördermittel genutzt
worden. Durch den verstärkten Stromabsatz an den Ladepunkten (jährliches
Wachstum >100%) und die Vermarktung der THG-Quoten schrumpft die Wirtschaftlichkeitslücke.
Damit wird der weitere Ausbau der Ladeinfrastruktur stärker forciert.
Herr Liebeskind hat keine Nachfrage.