Anfrage:
1.
Wie
viel Archivgut wurde bereits digitalisiert, wie viel soll noch digitalisiert
werden (prozentual)?
2.
Ist
das Bereitstellen jeglichen digitalisierten Archivguts auf öffentlich
zugänglichen Plattformen wie bspw. der Digitalen Bibliothek MV geplant?
3.
Wie
steht das Stadtarchiv zur digitalen Transkription größerer Schriftmengen mit
Hilfe von Algorithmen, wie sie bspw. durch das Universitätsarchiv Greifswald in
der Digitalen Bibliothek MV erfolgt?
Frau Behrendt antwortet wie folgt:
zu 1.:
Bezogen auf
den Gesamtbestand des Stadtarchivs ohne die Archivbibliothek sind 15 %
digitalisiert. Differenziert nach Archivgutarten ergibt sich folgendes Bild:
Zu nahezu 100
% digitalisiert sind der Urkundenbestand, die Fotosammlung, die
Postkartensammlung und die Autographensammlung. Zu zwei Dritteln digitalisiert
sind die Karten- und Grafiksammlung; Baupläne zu 25 % und die Plakatsammlung zu
16 %. Beim Aktenbestand sind neben einzelnen Akten bisher die Hanserezesse im
Umfang von 141 Akten digitalisiert worden.
Die
Digitalisierung ist eine wichtige Aufgabe des Stadtarchivs und wird auf jeden
Fall fortgeführt. Hierunter zu verstehen sind sowohl das Scannen der analogen
Vorlagen als auch deren Onlinestellung. Das geschieht zum einen mit der eigenen
Scan-Technik, zum anderen aber auch durch die Vergabe an Fremdfirmen. Ein
aktuelles Projekt betrifft die Tageszeitung „Stralsunder Tageblatt“, die von
1898 bis 1942 erschienen ist. Bei diesem aktuellen Projekt geht es um die
Digitalisierung und Onlinestellung von ca. 200.000 Zeitungsseiten. Dr. Dirk
Schleinert hat hierfür im Bundesprogramm „NEUSTART Kultur“ erfolgreich Mittel
beantragt. So erhält die Hansestadt Stralsund eine 90-prozentige Förderung aus
dem Sonderprogramm WissensWandel.
Bei der
Digitalisierung des Aktenbestandes wird es immer nur um ausgewählte Bestände
bzw. Teilbestände gehen können. Schwerpunktmäßig werden das in den nächsten
Jahren sein: die Ratsprotokolle des 16. bis 19. Jahrhunderts, die
Sitzungsprotokolle der verschiedenen bürgerschaftlichen Gremien seit dem 17.
Jahrhundert, die älteren Personenstandsregister sowie weitere serielle Quellen.
Auswahlkriterien sind einmal die Bedeutung für die Geschichte der Hansestadt
Stralsund und zum anderen die Benutzungshäufigkeit.
Bei der
Karten- und Grafiksammlung, den Bauplänen und der Plakatsammlung wiederum wird
die vollständige Digitalisierung angestrebt.
zu 2.:
Die Bereitstellung
der Digitalisate auf der Internetplattform „Digitale Bibliothek MV“ ist nicht
nur geplant, sondern wurde in begrenztem Umfang bereits realisiert. Diese
digitale Plattform wird von der Universitätsbibliothek Greifswald betrieben.
Zwei Projekte
sind gegenwärtig in Arbeit: Die Onlinestellung der Hanserezesse des 14. bis 17.
Jahrhunderts und eine Auswahl von mittelalterlichen Handschriften, die vom
Handschriftenzentrum der Universitätsbibliothek Leipzig bearbeitet worden sind.
Die Möglichkeiten zur Onlinestellung der ersten Ratsprotokolle werden derzeit
gerade geprüft.
zu 3.:
Für die
automatisierte Transkription von Handschriften, d.h. die Umwandlung in
maschinenlesbare Schrift, ist das Programm Transkribus entwickelt worden.
Das
Stadtarchiv setzt dieses Programm seit ca. zwei Jahren ein. In den letzten
Monaten wurden damit die in deutscher Kurrentschrift beschriebenen 1.200
Karteikarten der mittelalterlichen Testamente bearbeitet. Diese Texte sind
inzwischen in die Archivdatenbank eingefügt worden und zusammen mit den Scans
der Testamente online recherchierbar. Gegenüber der Übertragung per Hand ergab
sich eine Zeitersparnis von ca. 50 %.
Der Einsatz
dieser Technik lohnt sich aber nur bei großen Textmengen, die von derselben
Hand geschrieben wurden. Sie funktioniert so, dass man zunächst einen
bestimmten Umfang des zu bearbeitenden Textes per Hand transkribieren muss,
damit das Programm eine Art Trainingsgrundlage hat. Jede neue Handschrift muss
dementsprechend auch wieder neu trainiert werden. Das Universitätsarchiv setzt
das Programm deshalb in erster Linie bei seriellen Quellen ein, die überwiegend
von ein und derselben Hand geschrieben wurden, wie z. B. Konzils- und
Senatsprotokolle. Ähnlich wird es auch im Stadtarchiv sein. Die oben bereits
genannten Ratsprotokolle und die Protokolle der bürgerschaftlichen Gremien
werden für dieses Programm besonders geeignet sein.
Frau Dr. Carstensen ist erfreut über den derzeitigen Sachstand. Sie erfragt Ursachen für die begrenzte Bereitstellung auf der Plattform „Digitale Bibliothek MV“.
Frau Behrendt verweist auf die Abhängigkeit von der Kapazität und den Ressourcen der Universitätsbibliothek in Greifswald.
Auf die beantragte Aussprache wird verzichtet.
Der Präsident der Bürgerschaft informiert, dass der durch die Hansestadt Stralsund beauftragte Livestream aufgrund technischer Störungen momentan nicht übertragen werden kann. Die Aufzeichnung der Sitzung ist davon nicht berührt.