Sitzung: 01.02.2018 Ausschuss für Bau, Umwelt und Stadtentwicklung (beendet)
Frau Jagusch findet zusammenfassende Worte zum Sachstand
„Orgelsanierung St. Jakobi“.
Die
Restaurierungen am Gehäuse und auch am Instrument sind gut vorangeschritten.
Infolge
der Öffentlichkeitsveranstaltung im September 2017 ist durch Herrn Wegscheider,
beauftragter Orgelbauer, eine Bestandsaufnahme für eine detaillierte
Werkstattplanung erfolgt. Im Ergebnis dessen steht der Fund eines weiteren
Teils aus der mehmelschen Zeit. Es
handelt sich um das Register „Posaune 32“ mit entsprechendem Blasebalg, das
trotz vorhandener Schwierigkeiten und zusätzlicher Kosten in das Konzept
integriert wird.
Der
Antrag beim Landesamt für Kultur- und Denkmalpflege ist präzisiert und um die
Kosten erhöht, eine 50%ige Förderung für alle restaurierbaren Teile der Orgel
und weitere 50% Bezuschussung durch die Herbert-Ewe-Stiftung sind gegeben.
Somit sind die derzeitigen Gesamtkosten in Höhe von 2,26 Mio. Euro
ausbilanziert, 1 Mio. Euro aus dem Haushalt und eine weitere Mio. Euro aus den
Bundesmitteln für Kultur und Medien.
Weiterhin
erwähnt Frau Jagusch den Fund einer Malerei und statische Probleme, die noch zu
lösen sind. Die Öffnung eines Deckenbalkens unterhalb der Empore ermöglicht es,
weitere Untersuchungen vorzunehmen.
Die
Arbeiten finden momentan in den jeweiligen Werkstätten des
Restaurierungsateliers „Püschner“ und der Orgelwerkstatt „Wegscheider“ statt,
aber derzeit nicht direkt an der Orgel. Das soll aller Voraussicht nach ab März
2018 wieder geschehen, wobei im ersten Jahr noch überwiegend in den Werkstätten
gearbeitet wird.
Frau
Jagusch informiert darüber, dass im Frühjahr 2018 eine weitere
Informationsveranstaltung organisiert wird.
Herr
Schwarzlose schafft mit der Präsentation aus der letzten
Öffentlichkeitsveranstaltung am 04.12.2017 Einblick in den Fortgang der
Arbeiten. Die Präsentation beinhaltet eine Vielzahl an Bildern, die näher
erläutert werden und an die Worte von Frau Jagusch anknüpfen.
Herr
Schwarzlose erinnert an die zwei wesentlichen Aufgaben, zum einen an die
Wiederherstellung und tatsächliche Restaurierung des Prospektes von 1741 und
zum anderen an die Wiederherstellung eines Orgelwerkes unter Einbezug der
verwendbaren Teile der drei Orgelbaumeister.
Im
Hinblick auf die Restaurierung sind die Vorarbeiten in der Orgel weitestgehend
erledigt. Im Ergebnis steht u.a. der auffällige Befund an Wand- und
Deckenmalereien aus den Anfängen des 18. Jahrhunderts. Diese sind nach einer
Reinigung und Festigung sehr gut sichtbar und werden akribisch erhalten. Des
Weiteren ist bei der Demontage des „Mehmelschen Spieltisches“ eine bläuliche
Farbfassung, eine Besonderheit, zum Vorschein gekommen, die im norddeutschen
Raum äußerst selten ist.
Bei der
derzeitigen Werkstattarbeit geht es u.a. darum, die einzelnen Figuren der Orgel
zu sichten. Einzelteile, die in kleinen Puzzleteilen vorliegen, werden
dokumentiert und entsprechend zugeordnet. Fehlende Teile werden mit Hilfe von
Recherchen, teilweise durch Bildrecherchen nachgeformt und ergänzt, so dass das
Originalbild im Umfang erhalten bleibt. Der Orgelbauer ist mit der eigentlichen
Entkernung und Bergung der vorhandenen Teile in der Orgel fertig und fertigt in
der Werkstatt das Konzept für das neue Instrument. Allerdings gibt es noch Abstimmungsbedarf
mit dem Statiker, der andere Ideen aufzeigt.
Herr
Schwarzlose teilt weiter mit, dass unterhalb der Orgel historische, sehr
tragfähige Eichenbalken, die weit in das Mauerwerk reichen, zum Vorschein
gekommen sind. Auch diese enthalten Bemalungen, die gefestigt, geborgen und
bewertet werden müssen.
Das
letzte Bild der Präsentation zeigt das derzeitige äußere Erscheinungsbild der
Orgel. Die ersten Reinigungs- und auch Festigungsphasen sind vollzogen.
Unterhalb der geschlossenen Verkleidung existieren solide Tragwerke, auf denen
sich aufbauen lässt.
Herr Prof. Dr. Eilsberger sagt, dass die Herbert-Ewe-Stiftung auf
den Erhalt des Namens „Mehmel“ plädiert. Auf dessen Namen sind alle Spenden
eingegangen, er gilt als einziger Stralsunder Orgelbauer und weiterhin finden
viele Bestandteile aus seiner Zeit Anwendung.
Herr
Schwarzlose verdeutlicht, dass es sich hierbei nicht direkt um eine
Rekonstruktion oder gar Restaurierung einer „Mehmel Orgel“ handelt. Der
Orgelbauer „Mehmel“ spielt, neben Richter und Marx, eine große Rolle in der
Geschichte dieser Orgel und die verwendbaren Bestandteile sind im neuen Werk
wiederzufinden.
Herr
van Slooten fragt, ob ein Kollektiv bezüglich der Namensfindung
zusammenarbeitet und erkundigt sich im Zuge dessen über die mögliche
Einbringung der Bürgerschaft.
Herr
Schwarzlose gibt bekannt, dass kein offiziell eingesetztes Gremium eine
Namensfindung betreibt. Der jetzige Orgelbauer ist inzwischen ein möglicher
Namenskandidat, aber es gibt mit „Jakobi Orgel“, benannt nach der Kirche, auch
andere, denkbare Möglichkeiten. Seiner Meinung nach wird sowohl der neue Name
als auch das neugeschaffene Prospekt im historischen Kunstwerk stets
Erklärungsbedarf auslösen.
Herr
van Slooten betont, dass der Prozess der Namensfindung angestoßen werden muss,
da dies zum Konzept und zur Vermarktung gehört.
Herr
Lewing fragt, ob der Orgelbau, bezogen auf die verschiedenen Generationen,
einzigartig ist.
Herr
Schwarzlose geht auf die Entwicklung und Erweiterung einer Orgel ein. Das der
Gesamtbau einer Orgel durch einen Orgelbauer geschaffen wird, ist eher selten.
Der Orgelbauer „Mehmel“ ist beispielsweise auch Bestandteil der beiden anderen
Großorgeln in Stralsund.
Herr
Lastovka dankt für die Informationen und freut sich auf einen weiteren Besuch,
sofern es Neuigkeiten im Hinblick auf die Orgelsanierung gibt.
Es gibt
keinen weiteren Redebedarf. Somit entfallen die übrigen Tagesordnungspunkte und
der Ausschussvorsitzende schließt die Sitzung.